Mayfair - Behind

Review

Selbst ohne die berühmt-berüchtigte rot-weiß-rote Brille aufgesetzt zu haben, muss man auch zwanzig Jahre nach dem eigentlichen Erscheinungsdatum von „Behind…“ respektvoll den Hut vor den Vorarlbergern MAYFAIR für dieses Debüt ziehen.

Denn was das Quartett Mario, Mötle, Little und Rene damals auf dem vorliegenden dieser Tage erneut aufgelgten Teil abgeliefert haben, war nicht nur ganz großes Prog-Kopfkino, im Nachhinein muss man den Burschen sogar neidlos attestieren, ihrer Zeit schlichtweg voraus gewesen zu sein. Daher hat man es wohl nicht zuletzt deshalb in jener Phase nicht zu mehr als „Underground-Kult-Status“ gebracht.

Wer sich jedoch anhand des nun in Form eines Doppel-Deckers daherkommenden „Behind…“ auf die von MAYFAIR in einer charmant-unverschämten, ja regelrecht auffordernden Art angebotenen musikalischen Traumreise einlässt, wird mit Sicherheit nachvollziehen können, warum man in Insider-Kreisen von dieser Formation anno 1993 schwärmte und ihr attestierte, sich wie eine Mischung aus VOIVOD, PSYCHOTIC WALTZ und WARLORD angehört zu haben. Ich für meinen Teil denke aus heutiger Sicht sogar, noch diverse weitere Zutaten herausfiltrieren zu können, die man aktuell in nicht unähnlicher Form bei Proggies wie COHEEED & CAMBRIA vernehmen kann.

Ebenso muss man den Vorarlbergern auch eine nicht unerhebliche Vorreiter-Rolle für die Verwendung einer Kombination der deutschen und englischen Sprache zusprechen. Was inzwischen längst zum „Alltag“ geworden ist und nicht zuletzt auch von Formationen in völlig andersartig gelagerten Gangarten wie den APOKALYPTISCHEN REITERN salonfähig gemacht wurde, war einst höchstens in den Abgründen des Gothic-Undergrounds zu finden. Und auch das kredenzten MAYFAIR bereits auf ihrem Debüt, das es nun nicht nur als Vinyl-Edition abermals zu erstehen gibt, sondern auch in einer überaus satten Doppel-CD-Variante.

Diese enthält aber nicht nur eine druckvoll und dabei keineswegs überladen klingende neu gemasterte Neuauflage von „Behind…“, sondern auch noch einen zweiten Dreher als Bonus. Auf diesem ist zunächst einmal das erste Ausrufezeichen der Band – das mittlerweile gesuchte „Find My Screams Behind This Gate“-Demo – verewigt! Ein feuchter Traum für alle Underground-Freaks, deren alte Tapes mittlerweile nicht mehr den „technischen Ansprüchen eines Zuhörers gerecht werden können“, sprich völlig abgenudelt sind. Yeezzz!

Dazu kredenzt man uns auch noch Demo-Versionen von insgesamt weiteren Tracks, von denen unter anderem „Adam“ und „Dear Julia“ auf dem 1995er-Album „Die Flucht“ Verwendung fanden, jenem Werk mit dem die Vorarlberger ihren Ruf als Underground-Geheimtipp deutlich und eindrucksvoll intensiveren konnten.

Ein echtes Schmankerl also für sämtliche Prog-Gourmets und zudem der Wink mit dem Zaunpfahl dieser Formation, ihr nun endlich die längst verdiente Beachtung zu schenken. Und jede Wette, dass die Band das zu schätzen weiß und man von ihrem für Herbst geplanten neuen Studioteil keineswegs enttäuscht sein wird!

08.04.2013

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