In Zeiten, wo die immer verzweifelter werdenden Euro-Rettungsversuche auch vor fragwürdigen Privatanleger-Enteignungsaktionen nicht halt machen, kann selbst ein im Grunde arglos erscheinender Albumtitel wie „European Girl“ eine ungeahnte politische Sprengkraft entfalten.
Die beiden Köpfe hinter diesem Album, Max Mury und Ulf Lenske, entschieden sich nach einer schicksalhaften Begegnung auf dem Parkplatz eines Mannheimer Musikgeschäftes, gemeinsam Musik zu machen. Nach einer als Duo aufgenommenen Akustik-Scheibe und einer EP ist „European Girl“ gewissermaßen das „Band-Debüt“ von MAX MEETS LENNY. Eine fähige Rhythmus-Sektion haben die beiden an der Mannheimer Popakademie gesucht und in Bassist Ivo Schot und Schlagzeuger Lucas Müller gefunden.
„European Girl“ ist ein angenehm unaufgeregtes Rock-Album geworden, das stellenweise Erinnerungen an die inzwischen leider aufgelösten FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE weckt, beinharten Metallern aber wohl eine ganze Ecke zu soft sein dürfte. Macht aber nix, denn der warme Gesang von Max und die gefühlvollen Gitarren-Leads von Lenny ergänzen sich hervorragend, so dass Freunde anspruchsvoller Gitarrenmusik in jedem Fall auf ihre Kosten kommen.
Auch die Texte sind angenehm tiefgründig, so entpuppt sich beispielsweise der Titeltrack als eine Art Hymne an das Zusammenwachsen Europas wie auch als Lobgesang auf die eigene Mutter. Doch so löblich es derzeit auch sein mag, die europäische Flagge hochzuhalten, ist der Text doch für meinen Geschmack viel zu prosaisch ausgefallen und wirkt dadurch etwas unbeholfen.
Aufgepeppt wird der Sound durch eine starke Blues-Schlagseite, ohne dass MAX MEETS LENNY dadurch in trübsalige Jammerei verfallen. Denn obwohl hier die ruhigeren Töne dominieren ist „European Girl“ ein durchwegs optimistisches Album geworden, das selbst dann den Glauben an eine bessere Zukunft erkennen lässt, wenn eine Betrachtung aller Schlechtigkeit dieser Welt im vermeintlich resignativen „Jesus Is Dead“ kanalisiert wird.
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