Mausoleum Gate - "Into A Dark Divinity"

Review

MAUSOLEUM GATE gelingt mit „Into A Dark Divinity“, was wenigen gelingt: Die Finnen verbreiten mit ihrem zweiten Album eine ganz eigene Atmosphäre, montieren der grauen Alltagswelt einen fantastischen doppelten Boden ins aalglatte Linoleum. Da kann einem mit „Into A Dark Divinity“ auf den Ohren an der Supermarktkasse schon mal ein Zaubererhut die Margarine-Packung übers Band ziehen und die Tür zum Büro-Klo zum Tor in die mystischen Welten unheiliger alter Götter werden. Wobei Bands wie MAUSOLEUM GATE – ähnlich wie für viele zum Beispiel BATHORY in ihrer Heldenphase oder zuletzt ATLANTEAN KODEX – perfekte Fluchthilfe natürlich zu Hause auf dem Sofa beziehungsweise im herbstlichen Forst um die Ecke leisten.

MAUSOLEUM GATE entführen

Diese Wirkung hat im Fall der Finnen weniger mit technischer Perfektion als mit Hingabe und mutigem Einsatz der richtigen Mittel zu tun. Für ihr selbstbetiteltes Debüt auf dieser Seite noch gescholten, gehen MAUSOLEUM GATE mit „Into A Dark Divinity“ noch deutlicher über die NWOBHM hinaus und in der Musikhistorie zurück: Ihre zum Teil überlangen, rein musikalisch mehr dem Rock als dem Metal zugehörigen Stücke katapultieren die Hörerin durch beseelte Gitarren-Soli und vor allem ausschweifende Tastenklänge (Basser Wicked Ischianus tobt sich unter anderem auf einer Hammond-Orgel aus, einem Mellotron, einem Moog-Synthie und einem Piano) bis tief in die goldenen Siebziger.

„Into A Dark Divinity“ verführt

Sänger V. P. Varpula kündet dazu ohne erdrückende Professionalität, doch mit Begeisterung und angemessenem Pathos von geheimnisvollen Welten und dunklen Künsten.
Was dabei funkelnd entsteht, klingt wie klassische URIAH HEEP, die dem Hörer als etwas verstrahlter Proto-Metal-Kauz auf der Schulter sitzen, während es auf dem edlen Ross durch den verwunschenen Wald geht.
Total beknackt? Natürlich. Total super? Auch. Wer neben den Genannten zum Beispiel auch TAROT etwas abgewinnen kann – allerdings sind hier nicht MAUSOLEUM GATEs finnische Landsleute gemeint – und beim Ritual gern Nietenarmband zur Schlaghose trägt, der schlage hier zu. Cruz Del Sur? For sure!

12.09.2017

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