Mastiphal - Parvzya

Review

Fragt man in halbwegs bewanderten Kreisen nach den ersten Bands des polnischen Black Metal, werden wahrscheinlich BEHEMOTH, wohl auch die Hirsel mit dem Grab im Namen und vielleicht noch CHRIST AGONY genannt. Zeitgleich, das heißt um 1992 herum, hatten jedoch auch MASTIPHAL in Kattowitz – nicht zu verwechseln mit jener extrem kurzlebigen gleichnamigen Truppe aus Danzig – Instrumente und Schminktöpfchen in die Hand genommen. Allerdings lösten sie sich nur sechs Jahre später nach zwei Demos und einem durchaus ansprechenden Album mit sehr prominentem Keyboard-Einsatz und dem hübschen Titel „For A Glory Of All Evil Spirits, Rise For Victory“ (1995) aufgrund musikalischer Differenzen der Köpfe Flauros und Cymeris auf.

Elf lange Jahre mussten ins schlesische Land ziehen, bis sich die beiden nach beigelegten Unstimmigkeiten 2009 mit neuer Mannschaft anschickten, ihren Dämon MASTIPHAL, einen der weniger populären Prinzen der Dunkelheit, wieder ins Leben zu holen. Die zentrale Frage ist jetzt natürlich, ob das Quintett auf seinem zweiten Album „Parvzya“ an das Rumpelig-Rohe der ersten Fleischwerdung anknüpft, oder ob es eine neue, zeitgemäßere Form gewählt hat.

Auch wenn der Promo-Zettel ein Aufgreifen der Aura des Achtziger- und Neunziger-Jahre-Schwarzmetalls verspricht, ist davon auf dem in der polnischen Heimat aufgenommenen und im schwedischen Necromorbus Studio – bekannt durch Zusammenarbeit etwa mit WATAIN und DESTRÖYER 666 – abgemischten Werk nichts auszumachen: Die Produktion ist viel zu modern, zu sauber und druckvoll ausgefallen, als dass sie den archaisch-mysteriösen Geist der Pionierzeit beherbergen könnte – sie ist so unpassend, wie das neumodische 08/15-Cover lustlos und ziemlich talentfrei hingeklatscht ist. Zwar kommen durch die Transparenz der sowohl bei schnellen Geschossen wie etwa „The Wall Of Phantom“ oder „Man Strikes God Falls“, als auch bei den gedrosselten Nummern „Under The Sign Of The Morning Star“ und „Parvzya“ präsente schwere Groove und die prägnante Lead-Gitarre gut zur Geltung. Aber der knarzige Gesang schreit stellvertretend für das gesamte, auf das einst charakteristische Keyboard gänzlich verzichtende Material im wahrsten Wortsinn danach, durch einen zumindest etwas erdverschmierteren Klang an finsterer Atmosphäre und Bosheit zu gewinnen. Diese trägt MASTIPHAL zwar nach wie vor in sich, aber sie bricht nicht mehr so deutlich oder gar in unerwartet-hinterhältigem Tun aus.

Nach ausgedehntem Totenschlaf ist MASTIPHAL wieder am Hofe des Leibhaftigen erschienen. Der Dämon ist von anderer Gestalt als früher, hat zudem das alte, derbe Lederwams abgestreift, sich in feine, ihm damals noch fremde Stoffe und schillernde Panzerplatten gehüllt, will Heerführer und nicht mehr bloß Krieger sein. So glaubt er, einen fürstlichen Empfang bereitet zu bekommen; doch da steht er nur inmitten der Dämonenscharen, blickt sie an, die zahllosen Höllendiener, die vor, hinter und neben ihm verweilen und von deren den Einzelnen verschlingender Uniformität er sich kaum mehr abzuheben vermag …

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06.05.2011

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