Masterstroke - As Days Grow Darker

Als TIAMAT mit legendären Alben wie „Wildhoney“ den Gothic Metal mehr oder weniger aus der Taufe hoben, hätten sie sich wohl nie erträumt, dass das Genre bis zum heutigen Tag primär nur noch aus heißer Luft bestehen würde. Die um die Musik gewachsene Szene hat sich mittlerweile derart verselbstständigt, dass Riffs und Akkorde in den meisten Gothiccliquen verglichen mit Frisuren und Kajalstiften längst ins Hintertreffen geraten sind. Den Finnen von MASTERSTROKE kann man aber immerhin anerkennen, dass sie aus einem Land kommen, in dem Gothic Metal längst eurovision-songcontest-tauglich ist. Großartig geholfen hat es ihnen jedoch nicht.

Dabei machen sie auf ihrem Drittwerk „As Days Grow Darker“ im Vergleich zu anderen Genrevertretern erstmal einiges richtig. So steht der Rock deutlich im Mittelpunkt und wird EVERGREY-artig mit kalten Keyboard- und Pianospuren zu komplexen Strukturen aufgewertet. Der Gesang ist zwar etwas hoch, aber irgendwie auch charismatisch, und gitarrentechnisch gesehen braucht man sich mit einigen protzigen Soli wirklich nicht zu verstecken. Problematischer wird es allerdings, wenn man sich aufs Songwriting konzentriert. Kann der Opener „Wait For The Fall“ und der folgende Titeltrack zumindest noch eine gewisse Grundspannung halten, fällt in die Scheibe daraufhin in eine Ideenlosigkeit, die bei einer ohnehin schon knappen Spielzeit von 43 Minuten schlichtweg nicht auftreten darf. So richtig schlecht oder unprofessionell ist zwar nichts, aber anhören möchte man sich das Zeug trotzdem nicht. Der Schluss kann sich mit dem leicht progressiven „Stillborn“, dem epischen „Truth Revealed“ oder den coolen Keyboardpassagen in „Into Oblivion“ zwar noch aus dem Sumpf der Mittelmäßigkeit herausretten, aber neue Akzente setzt auch er zu keiner Zeit.

Und so ist „As Days Grow Darker“ einmal mehr finnische Stangenware, die diversen deutschen Gothiccombos in Punkto Ideenarmut eindeutig Konkurrenz macht. Verletzt wird dabei zwar niemand, aber Stimmung verbreitet sie auch nicht. Vielleicht hätte man da lieber doch bei Kajalstiften bleiben sollen.