Master's Call - A Journey For The Damned

Review

Braut sich da was zusammen über der Insel? Mit MASTER’S CALL zieht nun nach starken Alben von DEITUS und den iranisch-britischen TRIVAX zum dritten Mal in kurzer Folge eine finstere Black/Death-Wolke vom Vereinigten Königreich zu uns rüber. Interessanterweise gab es zwischen den genannten Bands in der Vergangenheit auch ein paar personelle Überschneidungen, wenngleich trotz gewisser Gemeinsamkeiten keine der drei Truppen wie die andere klingt.

MASTER’S CALL nehmen uns mit auf die Reise der Verdammten

Bei MASTER’S CALL, die 2019 bereits eine EP veröffentlicht haben, aufgrund diverser Besetzungsschwierigkeiten aber erst jetzt mit ihrem Debütalbum „A Journey For The Damned“ nachrücken, liegen die Einflüsse auf der Hand. Das Grundgerüst ist aus melodisch angehauchtem, leicht thrashigem Schweden-Black/Death zwischen WATAIN, NECROPHOBIC und DISSECTION geschmiedet. Verfeinert wird die Legierung mit einer Unze polnische Wucht à la BEHEMOTH; die Band nennt außerdem den klassischen Heavy Metal ihrer Heimat als auch die britischen Vorzeigevampire CRADLE OF FILTH als signifikante Inspirationsquelle. Das Kunststück liegt nun darin, die genannten Zutaten so miteinander zu vermischen, dass dabei am Ende idealerweise etwas halbwegs Eigenständiges rauskommt.

Schon der drückende Opener „All Hope In Fire“ lässt schnell darauf schließen, dass MASTER’S CALL dieses Unterfangen gelungen ist. Treibender, von infernalisch flirrenden Riffs durchzogener Schwarztod verschmilzt mit dem grollenden, dezent an Nergal erinnernden Organ von Frontmann John Wilcox zu einer dynamischen Mischung, die zum Ende hin gewaltig in den Nacken geht. Bei „Beyond The Gates“ und „Serpent’s Rise“ trifft dieser Vorwärtstrieb auf epische Midtempoparts, bei denen sich hochmelodische Leads um massive Gitarrenwände und das donnernde Schlagzeug winden, wodurch eine wunderbar erhabene Atmosphäre entsteht.

Damit keine Langeweile aufkommt, variieren MASTER’S CALL das Verhältnis von grober Kelle zu düsterer Epik im weiteren Verlauf des Albums immer wieder. So geht es mit „Blood On The Altar“ und „Damnation’s Black Wings“ erneut mit ordentlich Schmackes voran, während man zum Ende des Albums wieder verstärkt aufs Breitwandformat setzt. Besonders „Into The Abyss Once More“ kommt mit einem richtiggehend cineastischen Flair daher.

Auf die richtige Mischung kommt es an

Mit zahlreichen tollen Leads zollen MASTER’S CALL ihrer liebe zum traditionellen Heavy Metal Tribut. Der bereits erwähnte Einfluss des schmutzigen Daniels und seiner Blutsauger findet wiederum eher hintergründig statt; gezielt eingesetzte Keyboards tragen zwar gelegentlich zur bedrohlichen Grundstimmung bei, dominieren jedoch nie das Geschehen und so laufen MASTER’S CALL auch nie Gefahr, ihren explosiven Cocktail durch überbordenden Bombast zu verwässern.

Allerdings ballert „A Journey For The Damned“ ziemlich üppig und in zeitgemäßem Soundgewand aus den Boxen; Elitisten, die ihren Black- und Death Metal eisig klirrend oder modrig faul, in jedem Fall aber gut im muffigen Keller abgehangen bevorzugen, werden hier eher nicht glücklich. Und für sich genommen ist auch nichts von dem, was MASTER’S CALL hier machen, neu. Die Engländer schaffen es aber dennoch, mit dem richtigen Augenmaß eine spaßige, energiegeladene und trotz der offenkundigen Vorlagen frisch wirkende Blackened-Death-Metal-Schlachtplatte anzurichten.

17.11.2023

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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