Geschlagene 19 Jahre existiert die Formation MASTER um Bassist und Frontmann Paul Speckmann nun schon, doch ein richtiger Begriff ist sie dem Großteil der Anhängerschaft harter Klänge wohl eher nicht. Da kennt man eher Nebenprojekte des MASTERminds Paul wie z. B. ABOMINATION. Ein weiterer Grund für den nicht sehr hohen Bekanntheitsgrad dieser 1983 gegründeten Combo dürfte auch die geringe Zahl an Veröffentlichungen in ihrer Bandgeschichte sein. Auf gerade mal fünf Releases hat man es seit der Gründung gebracht. Umso überraschter war ich dann über das auf „Let’s Start A War“ Dargebotene. Musikalisch ist man nämlich Anfang der Achtziger stehen geblieben, wobei ich dies auf keinen Fall negativ meine. Ganz im Gegenteil, es gleicht eher einer Frischzellenkur, sich diesen Retro-Thrash mit gelegentlichen Death Metal-Versatzstücken um die Ohren zu blasen. Stücke wie der Opener „Cast One Vote“, der Titeltrack, der mich ein wenig an METALLICAs „Whiplash“ erinnert, oder der finale Nackenbrecher „Disturbed“ laden einfach ungemein zum Abschädeln und zum Schütteln der eigenen Rübe ein, wenn man mal die politisch-gesellschaftskritischen Texte außer Acht lässt, da solch ein offensichtlicher und trendfreier Brückenschlag zurück in die 80er Jahre in letzter Zeit nur selten so konsequent durchgezogen worden ist. Somit würde ich MASTERs neues Werk stilistisch irgendwo zwischen METALLICAs „Kill ‚Em All“ und SLAYERs „Show No Mercy“ einsortieren, wobei es noch eine gehörige Portion Verrotzheit a la MOTÖRHEAD mit sich bringt. Eintönig wird dieser Silberling auf die Dauer auch nicht, da Herr Speckmann mit dem relaxten, fast schon melodischen Rocker „Miss Misery“ und dem bluesigen „Purchase A New Handgun“, das mit anderem Gesang in guter, alter AC/DC-„The Jack“-Tradition stehen würde, zwei Stücke mit an Bord hat, die für ein wenig Auflockerung sorgen. Gäbe es nun nicht noch ein paar unspektakuläre, aber keinesfalls unterdurchschnittliche Tracks wie „American Freedom“, „Dictators“ oder „Watch What You Wish For“, wäre hier alles im grünen Bereich. So aber schrammt man knapp an den acht Punkten vorbei. Wer anno 2002 mal wieder Lust auf richtige Retromucke frei von jeglicher Innovation (aus heutiger Sicht) hat und es leid ist, dafür immer nur Klassiker aus dem Schrank zu kramen, dem sei „Let’s Start A War“ wärmstens empfohlen.
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