Master Boot Record - Hardwarez

Review

MASTER BOOT RECORD lassen auf ihre bisher bei Metal Blade veröffentlichten und überaus gelungenen Platten „Floppy Disk Overdrive“ und „Personal Computer“ dieser Tage nun „Hardwarez“ folgen – und knüpfen damit nahtlos an diese Vorgänger an, jedenfalls was die Qualität des Materials angeht (wobei die vorherigen Veröffentlichungen natürlich auch allesamt hörenswert sind). So gibt es weiterhin synthetisierten Metal erster Güte zu erleben, der treibende Riffs paart mit bombastischen, neo-klassischen Elementen, die direkt einem Videospiel-Soundtrack entnommen sein könnten.

MASTER BOOT RECORD: Die Dualität von Mensch und Maschine

MASTER BOOT RECORD haben sich einen sehr eigenständigen, geradezu einmaligen, Stil erarbeitet, der mit jedem Release ein wenig verfeinert wird. So hat das Projekt von Mastermind Vittorio D’Amore (aka Victor Love) auch diesmal ein neues Element am Start: Erstmals setzt Love nicht ausschließlich programmierte Gitarrensounds ein, sondern verwendet nun stellenweise echte Gitarren, eingespielt von seiner humanen Saiten-Unterstützung, liebevoll Shreddy genannt. Dies ist eine Entwicklung, die sicherlich auch auf das intensive Touring zurückzuführen ist: Das Live-Set wird ebenfalls mit einem menschlichen Gitarristen verstärkt. Dieses neue Element jedenfalls gibt den Songs auf „Hardwarez“ ein wenig mehr Wärme und Nahbarkeit, von famosen Gitarrensoli mal abgesehen.

Jeder der neun Titel von „Hardwarez“ könnte mit der üblichen Heavy-Metal-Band-Instrumentierung auch als ein reiner Metal-Track arrangiert werden, das ist auf „Hardwarez“ erkennbar wie nie im Sound von MASTER BOOT RECORD. Egal, ob es eher in Richtung Heavy-Metal geht mit „RAM“, mehr Modern-Power-Metal auf „HDD“ durchscheint, es etwas mehr nach Symphonic-Death-Metal klingt wie „PSU“ oder ein richtig schwerer Banger mit dem Abschlusstrack „CASE“ geliefert wird. Jedem der Tracks wohnt dabei eine besondere Energie inne: Der Sound drängt wuchtig und voll, nahezu ohne Atempause auf das Publikum ein. Da bleibt kaum Zeit zum Luftholen, die knapp vierzig Minuten Spielzeit rasen gefühlt geradezu vorbei.

Dass es MASTER BOOT RECORD gelingt, alle die genannten metallischen Stilarten und noch weitere Einflüsse auf ein minimalistisches Midi-Level zu reduzieren und so in sein selbst erschaffenes Sound-Universum zu überführen, ist schon bemerkenswert. Dass Mister Love seine ersten Kompositionen zu „Hardwarez“ zudem live als YouTube-Stream erarbeitet hat, ist mehr als eine interessante Anekdote, es ist vielmehr Ausdruck seiner Freude am Ausprobieren und der Nahbarkeit seiner Arbeit.

„Hardwarez“ erweitert die Maschine um menschliche Komponenten

Bei einem so kreativen Geist wie Love, der mit KEYGEN CHURCH auch seine Liebe zur klassischen Musik auslebt, wäre es nicht verwunderlich, wenn MASTER BOOT RECORD für das kommende Folgewerk nicht auch wieder ein kleines Update hervorzaubern. Zu experimentierfreudig zeigt sich Love, um Gefahr zu laufen, dass der Sound von MASTER BOOT RECORD irgendwann in einer kreativen Sackgasse endet. Dass er dabei dennoch nie seine festen musikalische Basis aus den Augen verliert, macht Releases wie „Hardwarez“ zwar etwas vorhersehbar, aber auch wohlig verlässlich und angenehm glaubwürdig.

MASTER BOOT RECORD bleiben sich und ihrer Fanbase jedenfalls treu und liefern mit „Hardwarez“ ein weiteres hochklassiges Album ab, dass sich vor keiner der bisherigen Veröffentlichungen verstecken muss und den markanten Sound erneut nachvollziehbar weiterentwickelt.

 


Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird regelmäßig auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!

17.10.2024

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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