Massendefekt - Pazifik

Review

Galerie mit 25 Bildern: Massendefekt - Urlaub in der Bredouille 2024 in Saarbrücken

Um seinen „Punk“-Nachwuchs muss sich das Rheinland zumindest schon einmal keine Sorgen machen. Sollte Campino demnächst das Handtuch werfen und für die CDU als Kanzler kandidieren, dann werden die BROILERS weiter zum Tanz auffordern, BETONTOD die metallischer angehauchten Stadion-Punker abholen und möglicherweise eine Band wie MASSENDEFEKT alles dazwischen abgreifen.

MASSENDEFEKT klingen alt und konservativ

Deren neues Album „Pazifik“ zeigt deutlich, dass das Quartett alle dafür benötigten Zutaten routiniert aufzuwärmen in der Lage ist. Es gibt die melancholischen Beziehungssongs („Pazifik“, „Freier Fall“ – Tarik K.I.Z. hat es hoffentlich nicht gehört) und die anpolitisierten und verträglich unspezifisch gesellschaftskritischen Anprangerer. Dass ein Titel wie „Maschinenmenschen“ mit Plattitüden à la „Sie halten euch unten und werden dabei reich!“ dabei auch dem einen oder anderen besorgten Bürger runtergehen wird wie Öl, nimmt man zugunsten einer möglichst konsensfähigen Schwarz-Weiß-Message gerne in Kauf.

Und damit es trotzdem auch ganz sicher nicht zu viel wird mit der politischen Auseinandersetzung, kann man auf „Pazifik“ die Uhr danach stellen, dass der nächste Song über das Zwischenmenschliche (gute Freunde, verlorene Liebe, das, was einmal war) nicht fern ist: „Dass uns’re Jugend so schnell endet, war uns nicht wirklich klar“ / „Von der Illusion geblendet, dass die Jugend niemals endet“ („Von Horizont zu Horizont“). Jungs, ihr klingt alt und irgendwie ziemlich konservativ.

Die Punk-Kredibilität ist dahin

Musikalisch regiert glatter Airplay-Punkrock, der selbstverständlich auch Platz für den ruhigen Zwischenton und den tanzbaren Ska-Einschub („Wo ich dich finde“) lässt. In den melodischsten Momenten klingt das wie die letzten RISE-AGAINST-Alben in deutscher Sprache – ansonsten reichen die einleitend genannten Bands hinreichend als Referenzen.

Symptomatisch für dieses beklemmend egale Album steht der Indie-Hauptstadt-Hipster-Basher „In/die Hölle“, der die grobschlächtige Holzhammer-Ironie, die die einzige humoristische Spielart auf „Pazifik“ darstellt, bemitleidenswert verbissen mit einem Feindbild koppelt, das 2018 in der deutschsprachigen Popmusik schlicht und einfach durch ist. Kannste KRAFTKLUB fragen („Ich will nicht nach Berlin“, 2012), kannste FLER fragen („Hipsterhass“, 2014). Ganz zu schweigen davon, dass das maritime Artwork mit dem dazugehörigen Ankertätowierungstitel nur bedingt dazu beiträgt, MASSENDEFEKT die erwünschte Punk-Kredibilität zu erhalten.

Am Ende ist es ziemlich egal, ob MASSENDEFEKT nun mehr Punk oder mehr Mario Barth sind. Die Zielgruppe wird „Pazifik“ goutieren. Auf der guten Seite der Dinge geht sie dann zumindest (hoffentlich) nicht zu FREI.WILD.

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12.02.2018

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