MASSENDEFEKT haben es mit „Echos“ selbst in der Hand – werden die Düsseldorfer dem Vorbild der BROILERS folgen, sich ein größeres Publikum erspielen oder auf der Stelle treten? Die Antwort liegt irgendwo dazwischen. Der Opener „Mauern“ präsentiert die Band erstarkt, sie scheinen musikalisch und auch textlich gereift. Es macht den Eindruck, als ob MASSENDEFEKT etwas zu sagen haben, wobei deutlich zu spüren ist, dass darauf geachtet wurde möglich massentauglich zu klingen und niemandem auf den Schlips zu treten. Der Scheint trügt allerdings und nach und nach erlangt der Hörer die Gewissheit, dass die Inhalte letztendlich überhaupt nicht ausgereift sind. Keine gute Taktik, um sich eine treue Fanbase zu erspielen, woran soll man sich orientieren?
Stadionrock scheint das große Ziel zu sein, mit „Echos“ könnte es für MASSENDEFEKT tatsächlich klappen. Der Rock ist nicht zu rockig. Die Soli sind nicht zu verfrickelt, um bloß nicht zu nerve und bei „Neonlicht“ gibt es schnell noch eine kleine BAP-Riff-Hommage. Die austauschbaren Textzeilen mit dem immer gleichen Schlagwörtern („Der Augenblick“) sind gar nicht mal das Hauptproblem, es ist viel eher die allgegenwärtige Zusammenhanglosigkeit. Macht man sich tatsächlich die Mühe über „Mach Die Musik Nicht Aus“, „Keine Liebeslieder“ oder „Nichts Wird Sich Ändern“ intensiv nachzudenken, entblößt sich ziemlich schnell die pure Sinnlosigkeit. Aus dem Zusammenhang gerissene Textbeispiele sind eigentlich fies, aber das folgende erklärt ganz gut das vorliegende Dilemma: „Mach‘ mit mir, was du willst. Schlag mir ins Gesicht. Von mir aus, schmeiß‘ mich raus. Aber mach‘ die Musik nicht aus. Ist mir scheißegal. Und wenn ich geh‘, dann bitte keinen Applaus. Aber mach die Musik nicht aus“. Wie meinen?
Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „Zwischen Gleich Und Anders“ ist „Echos“ musikalisch mehr oder weniger gleich geblieben, aber textlich überwiegend grausig. Die Punkte heimsen MASSENDEFEKT zu 99% für die Musik und die sehr schöne, rauchige und markante Stimme von Sebi ein. Wobei auch hier deutlich mehr möglich gewesen wäre und sich die Herren letztendlich auf 2, höchstens 3, Standards festlegen konnten. Leider höre ich auf „Echos“ von MASSENDEFEKT sehr viele verschenkte Chancen. Es ist schwer, sich mit einer Platte zu identifizieren, die man komplett am Stück durchklatschen, vorhersehen und absolut nicht verinnerlichen kann. Man kann schon sagen, dass MASSENDEFEKT an DIE TOTEN HOSEN erinnern, aber eben wie sie heute klingen… hochverlegte Hallen und eine gut besuchte Tour sprechen allerdings dafür, dass MASSENDEFEKT eine Menge Leute damit ansprechen. Na ja, Geschmack ist sozusagen das Mikroskop der Urteilskraft.
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