Massacre - Necrolution

Review

MASSACRE waren in ihrer Anfangszeit prägend für das junge Death-Metal-Genre, wurden aber niemals zu einem der prominenten Aushängeschilder des Stils, sondern dienten vornehmlich als geraunter Fortgeschrittenentipp für den interessierten Nachwuchs. Seit einigen Jahren ist die Gruppe um Kam Lee, einen der Miterfinder des Growlings, aber wieder aktiv und legt mit „Necrolution“ einen weiteren neuen Langspieler vor.

Das Debüt „From Beyond“ gilt heute noch unter eingeweihten Todesblei-Fans als Maßstab, hatte aber aufgrund des instabilen Lineups damals schon mit Startschwierigkeiten zu kämpfen und erschien, als die anderen Platzhirsche aus Florida bereits ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dieses sich wild drehende Besetzungskarussell ist heute noch ein Kennzeichen von MASSACRE, denn seit den Aufnahmen zu „Necrolution“ ist nur noch Kam Lee in der Band übriggeblieben und hat sich in den letzten Monaten neue Kollegen suchen müssen.

„Necrolution“ beinhaltet Songs aus einer düsteren Realität

Immerhin, vom Vorgänger „Resurgence“ bis zu „Necrolution“ gab es mit dem schwedischen Gitarren-Duo Rogga Johansson und Jonny Pettersson eine wichtige Konstante, deren Einfluss auch auf dem neuen Album zu vernehmen ist. Die beiden Alben lassen sich mit ihrer lovecraftschen Horror-Thematik, fiesen Riffs und galoppierenden Drums durchaus als logische Fortführung der früheren Lee-Johansson-Kooperation THE GROTESQUERY sehen und können mit einer finsteren, wilden Atmosphäre überzeugen.

Die wurde zwar auf „Resurgence“ und der EP „Mythos“ besser auf den Punkt gebracht (nicht zuletzt dank Produzent Dan Swanö), aber auch auf „Necrolution“ gelingt es MASSACRE den kosmischen Schrecken in brachialer Musik einzufangen. Die tiefen Gitarren sägen Risse in die Realität, die krächzenden Vocals nagen an der menschlichen Hybris und das Schlagzeug hämmert auf die Reste des Verstands ein.

MASSACRE servieren Leckerbissen und Standardkost

Ein stimmungsvolles Gesamtbild können MASSACRE also zeichnen, hauen musikalisch aber auch ein paar Songs von der Stange raus, die offenbar vor Abschluss dieses Kapitels der Bandgeschichte noch verbraten werden mussten. Vor allem die erste Hälfte von „Necrolution“ verläuft zwar solide aber schleppend. Dafür entschädigen die letzten sieben Songs des Albums, die nicht nur atmosphärisch punkten können, sondern auch guten alten Death Metal von jenseits der Wirklichkeit bieten und als knackige 10″-EP vor 35 Jahren legendär geworden wären.

Voll und ganz kann „Necrolution“ also nicht überzeugen, bietet aber für Fans des Genres allgemein und von MASSACRE im speziellen einige besonders schmackhafte Leckerbissen. Die hat man in abgewandelter Form vom Küchenchef Kam Lee und Schnellkocher Rogga Johansson serviert bekommen, aber untern Strich macht dieses Album schaurigen Spaß. Was mit dem neuen Lineup als nächstes auf den Tisch kommt, bleibt ungewiss, also sollte man jeden auch noch so zähen Bissen genießen.

04.12.2024
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