Martyrdöd - Paranoia

Review

Dass sich in Schweden einige gute Hard-, Grind- und Crustcorebands tummeln, ist im Grunde nichts neues mehr. Wer ein wenig aufmerksam durch den Underground stöbert, bzw. die Bands beachtet, die nicht durch kleine oder größere Promokampagnen begleitet werden, der wird an MARTYRDÖD nicht vorbei kommen. Die Jungs haben bereits ein bissel was auf dem Konto, denn ihre aktuelle Veröffentlichung „Paranoia“ ist schon ihr viertes Album. Nach dem selbstbetitelten Debüt von 2003 kam 2005 der Kracher „In Extremis“ und danach erst 2010 der nächste Streich „Sekt“. Nun ist es Zeit für neuen Krawall und die HC-Punks haben hörbar zugelegt.

Was sofort auffällt ist, dass MARTYRDÖD erstaunlich melodisch zur Tat schreiten und trotzdem keine Härte einbüßen. Besonders den zweiten Track „Överkom Er Rädsla“ finde ich diesbezüglich absolut herausragend und ist somit die Essenz des Albums. Geleitet von purem Rockflair in der Führungsmelodie lässt das Stück einem sofort die Hüften geschmeidig werden. Ein wenig schade ist, dass der Gesang die hohe Qualität der Musik nicht halten kann, was übrigens für das gesamte Album zutrifft. „Paranoia“ enthält außerordentlich guten Hard- und Crustcore, mit ganz deutlichem hang zum Rock und Metal, was die Gitarrenarbeit angeht, am Mikro aber über die gesamte Spieldauer leider nur Standard-Crust-Gebelle ohne besondere Merkmale. Nach meiner bescheidenen Meinung hätten sich die Jungs durchaus ruhig trauen können, den Gesang (und in Kombination die Texte, bzw. das gesungene Wort) griffiger, ja, ruhig eingängiger zu gestalten.

Spätestens ab Mitte des Albums habe ich zudem das Gefühl, dass hier nix frisches mehr geboten wird und auch der Durchschlagsfaktor nutzt sich etwas ab, obwohl der Sound, die Produktion an sich, wunderbar brät. Das bedeutet natürlich keineswegs, dass MARTYRDÖD mit „Paranoia“ halbherzige Kost abgeliefert haben. Das Album ist für mich trotzdem nur ein halber Schritt zum „wir haben uns getraut“. Wenn die Crust-O-Punks (Achtung: eigene Wortkreation) zukünftig noch am Gesang feilen und ebenso wie mit ihrer Musik vom Crust-Standard abweichen, werden sie definitiv noch einiges mehr killen als sie es jetzt schon tun. Starke Scheibe mit möglichem Spielraum nach oben und eine scharfe, kumpelhafte Konkurrenz für ihre Landeskollegen WOLFBRIGADE.

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26.06.2012

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4 Kommentare zu Martyrdöd - Paranoia

  1. Rick-O-Crrrust sagt:

    Starkes Album. Gefällt mir besser als die neue Wolfbrigade. Allerdings hatten die doch einen besseren Sound als Martyrdod. Also eigentlich 50/50 und nicht besser.

  2. Hans-Hubert sagt:

    Ich seh das natürlich euphorischer. Natürlich hat sich auf dem vierten Album bezüglich der D-Beats eine Gleichförmigkeit breitgemacht, aber das Drumherum ändert sich doch ständig. Und den Sound hier find ich ehrlich gesagt auch besser. Bratziger, schneidender, lärmiger. Mog i.

    9/10
  3. Marcel Martyrdöd sagt:

    Ganz klar mit das Beste, was es im Crust-Genre gibt. Vor allem, wenn man bedenkt, wieviel schlechte Bands es in diesem Bereich gibt…. „Paranoia“ ist jedenfalls abwechslungsreicher als „Damned“ von Wolfbrigade. Das Album hat schon mehr als nur „Overkom er Rädsla“ zu bieten, da wären nur die Kracher „Nog är Nog“ und „En tragisk Zeitgeist“ zu nennen, die mehr bieten. Aber das ist von Geschmack zu Geschmack natürlich verschieden. Zumindest gibt es mittlerweile ein paar Breaks, die auf „In Extremis“ und auch „Sekt“ eigentlich kaum vorhanden sind. Allerdings entwickeln sich Martyrdöd schrittweise und da muss ich dir recht geben, etwas mehr Wagnis wäre angebracht. Das Potential dazu ist vorhanden. Obwohl ich das „schizophrene“ Gerotze von dem Sänger liebe, sollte eine neue Komponente hinzugefügt bzw. durch Gesang ergänzt werden.

  4. Bluttaufe sagt:

    So sehr ich MARTYRDÖD mag aber das Studio Fredman – so sehr die Produktionen von dort auch gut sind – passt nicht zu einer Crust Band. Hier klingen mir die Gitarren zu gedämpft lassen die gewohnte Bratzigkeit vermissen. Beim Nachfolger „Elddop“ klingt der Sound fett aber für Crust viel zu sauber. Sind aber dennoch beides gute Alben.
    Wer melodischen und angeschwärzten Crust mag, sollte mal die Portugiesen ATENTADO „Paradox“ anchecken.

    7/10