Mars Red Sky - Dawn Of The Dusk

Review

Stoner Doom ist jetzt kein Genre, bei dem man sonderlich viel Innovation erwarten sollte. Es gibt natürlich gewisse Strömungen und Bands wie BLACK SABBATH und SLEEP haben in ihren jeweiligen Spezialgebieten die Goldstandards gesetzt, denen die meisten Stoner-Doom-Kapellen auch mit kleineren Abweichungen hier und da folgen. MARS RED SKY aus Frankreich bilden da keine Ausnahme und liefern mit dem Grundgerüst ihres Sounds, den sie auf dem neuen Album „Dawn Of The Dusk“ nun zum fünften Mal in voller Länge feilbieten, wieder einen Mix aus den Rosinen beider genannten Referenzen. So weit, so Stoner Doom. Das Trio gehört aber definitiv zu den experimentelleren und interessanteren Vertretern, wenn es darum geht, den Proto-affinen Wummersound mit Blick gen Wüste in ein interessant texturiertes Korsett hinein zu stecken und damit durchaus auch mal etwas abenteuerlustiger zu werden.

Zwischen Wummersound und lautmalerischer Psychedelik

Eines muss man aber vorausschießen: Wer hohen Gesang der Marke Brian Molko nicht mag, wird an „Dawn Of The Dusk“ wenig gefallen finden. Denn Sänger Julien Pras‘ Stimme ist recht hoch und schwebt elfengleich über dem Geschehen hinweg. Das fordert einiges an Eingewöhnung, wenn man neu im musikalischen Kosmos der Franzosen ist. Dass das überhaupt funktioniert, ist aber letztlich der eher weich gezeichneten Produktion zu verdanken, die dafür sorgt, dass seine Stimme wunderbar ins Gesamtbild passt. Dadurch vermag „Dawn Of The Dusk“ nicht annähernd so durchschlagkräftig sein wie die Exponate anderer Kapellen, die näher an den Originalen musizieren. Aber das Aushängeschild der Herren aus Bordeaux ist ohnehin eher die feinsinnig aufgebaute, psychedelische Stimmung. Kenner der Vorgängerwerke wie etwa „Apex III (Praise For The Burning Soul)“ durften das schon erwartet haben.

Ebenjene dürfte es entsprechend freuen, dass MARS RED SKY mit ihrem Stoner Doom heuer weiter in psychedelische Welten vordringen. Sie haben auf „Dawn Of The Dusk“ im Vergleich zum erwähnten Drittwerk jedoch einen verträumter anmutenden Sound aufgefahren und beschwören damit gerne mal farbenprächtige Landschaften vor dem geistigen Auge des Hörers herauf. So laden sie im entspannt groovenden Instrumental-Part von „Carnival Man“ beispielsweise zum Verweilen ein in einem solchen Panorama. Der Einsatz der Wummer-Gitarren, die dann in den Solo-Part überleiten, lässt Bilder von Lavaströmen im Kopf entstehen, die durch den Boden brechen und die Landschaft zerfurchen – und doch verspürt man das Bedürfnis, weiter zu verweilen und dem Naturschauspiel zuzuschauen.

MARS RED SKY liefern wieder einmal ein kompetentes Mehrzweckalbum

Bei aller Lautmalerei hebt das Trio jedoch nie zu sehr ab, sondern bleibt am Boden der Tatsachen verankert. So können die Bordelaiser ziemlich gute Hooks schreiben. Das zeigen sie zum Beispiel gleich im eröffnenden „Break Even“, dessen Refrain sich relativ zügig in den Hirnwindungen festsetzt. Markige Doom-Grooves haben sie ohnehin drauf. Ein solcher begegnet der Hörerschaft auf dem folgenden „Maps Of Inferno“, bei dem Gastmusikerin QUEEN OF THE MEADOW das gesangliche Szepter übernimmt. Doch bevor sie den Sound der Franzosen mit geradezu ätherischer Grazie in neue Höhen emporheben kann, groovt sich der Song erstmal derart zünftig ein, dass man nicht anders kann als in Zeitlupe zum Rhythmus mitnicken. Kompositorisches Feingefühl zeigen sie schließlich in der zweiten Albumhälfte, deren vier Tracks mit einem in „Carnival Man“ vorgestellten Motiv verbunden werden und somit so etwas wie eine Einheit bilden.

Diese verschiedenartigen Stärken – auf der einen Seite gutes Songwriting, auf der anderen Seite ein geschicktes Händchen für Atmosphäre – machen „Dawn Of The Dusk“ letztlich zu einem beeindruckenden Mehrzweckalbum. Das heißt, dass man auf der einen Seite trotz des vergleichsweise weichgezeichneten Sounds und den PLACEBO-artigen Vocals angemessen zünftige Stoner-Doom-Kost serviert bekommt, die zum Ende von „The Final Round“ sogar mal etwas aggressiver und epischer werden darf. Auf der anderen Seite gibt es so viele feinsinnig arrangierte und umgesetzte Momente hier, bei denen man einfach nur die Seele baumeln und sich in der psychedelischen Lautmalerei der Franzosen verlieren kann. Kurzum: MARS RED SKY haben mit „Dawn Of The Dusk“ wieder einmal alles richtig gemacht.

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14.01.2024

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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2 Kommentare zu Mars Red Sky - Dawn Of The Dusk

  1. Lysolium 68 sagt:

    Ich find die ja ganz geil. Der Sound klingt nicht so völlig breit gelangweilt sondern hat durchaus fluffige Wendungen die einen bei der Stange halten. Der Gesang ist im Gesamtbild äußerst charmant. Doch das kann was.

    8/10
  2. Werner sagt:

    Herrliche Mucke – wenns das nicht so alles schon gefühlte 1000 Mal geben würde:)

    Die Review trifft es gut – und weil ich auf fette Riffs stehe denke ich da auch an ne 8 –
    aber ich kann verstehen, wenn Leute so was schlicht nicht mehr hören können und wollen,
    mir gefällt es halt.

    Gewinnt je lauter, desto besser:)

    8/10