Markus Schauta - Baphomets Sohn

Review

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„Baphomets Sohn“ führt in eine alternative Version des Dreißigjährigen Krieges. Fantasy trifft auf frühe Neuzeit und uralte Mythen in diesem historisch nicht ganz korrekten Rollenspiel-Abenteuer. Schärft eure Schwerter, sagt eure Gebete und bereitet eure Zaubersprüche vor – dieses Mal geht es nach Nordhausen.

Als möglicher Nachfolger von „Der Heilige von Bruckstadt“ konzipiert, greift „Baphomets Sohn“ dessen dreckige, aber auch mysteriöse Atmosphäre auf. Es beginnt mit dem Selbstmord eines Gelehrten, auf den die Spielfiguren aufmerksam werden. In dessen Hinterlassenschaften findet sich ein Tagebuch, das den Auftrag enthält, an dem er gescheitert ist.

Ein mysteriöser Dungeon in Thüringen

In einem Verlies unter Nordhausen soll sich die Krone Salomons aus dem Schatz der Tempelritter befinden. Ein Verleger zahlt für deren Bergung 6.000 Goldmünzen, was die Gier der Spielrunde wecken dürfte. Das Problem ist nur: Wenn schon der erfahrene Gelehrte Cagliostro mitsamt seiner Truppe gescheitert ist und aufgrund seines Versagens in den Selbstmord getrieben wurde, wie sollen das denn ein paar Dahergelaufene schaffen?

Das ist natürlich nicht gesetzt. Wie auch schon sein Vorgänger ist „Baphomets Sohn“ knackig schwer und gnadenlos gegenüber den Spielfiguren. Tödliche Fallen sind nur eines der Probleme im Nordhäuser Dungeon. Wahnsinnige Grabräuber, mutierte Bestien, Pilzwesen und ein lange verborgenes Mysterium stellen herausfordernde Gefahren dar, die so manche Spielfigur schneller aus dem Leben kegeln können als Knarrenheinz und der Mad Butcher zusammen.

Ein Old-School-Spektakel

„Baphomets Sohn“ ist also ein Abenteuer, das vor allem jene Spieler*innen anspricht, die sich in der OSR (Old-School-Renaissance oder -Revival) zuhause fühlen. Viele Zufallstabellen, eine offene Beschreibung des Dungeons und seiner Umgebung, sowie ein schonungsloses Befolgen der Regeln sind hier Programm. Ein unbewusster Fehltritt, ein schlechter Wurf zu viel und die Spielfigur stirbt antiklimaktisch mittendrin im Abenteuer und nicht dramatisch im Finale.

Wurde „Der Heilige von Bruckstadt“ noch mit LAMENTATIONS OF THE FLAME PRINCESS als System-Grundlage geschrieben, hatte der Autor bei „Baphomets Sohn“ SWORDS AND WIZARDRY im Hinterkopf. Generell ist das Abenteuer aber wieder so ausgelegt, dass es mit den meisten OSR-Systemen gespielt werden kann.

„Baphomets Sohn“ ist nichts für schwache Nerven

Magier, Diebe, Kämpfer und Co. stapfen also auf flexibler Regelbasis durch den Untergrund Nordhausens. Dabei ist die Stimmung etwas düsterer und beklemmender als in Bruckstadt. Doch auch wenn eine eher gediegene Atmosphäre transportiert wird, bleibt weiterhin viel Platz für Old-School-Weirdness von pilzinfizierten Untoten bis hin zu peinigenden Wahnvorstellungen.

Insgesamt wird der Ausflug nach Nordhausen finster, mysteriös und wahrscheinlich auch tödlich werden. Der Band ist entsprechend in schwarz-weiß und blutrot gestaltet, optisch macht er in seinem schlichten aber klaren Design einiges her. Die Illustrationen von Marianne Musek fangen die schroffe Stimmung in und unter Nordhausen gut ein.

Mysteriös aber bodenständig

„Baphomets Sohn“ ist etwas durchdachter und kompakter designt als sein Vorgängerabenteuer, dafür aber auch nicht so vielseitig. Dennoch haben Gazer Press auch mit diesem Band ein sehr gutes und ideenreiches OSR-Abenteuer herausgebracht, das vor allem durch seine Verortung im Dreißigjährigen Krieg Originalität bietet.

Das Szenario, in dem übernatürliche Grauen unter den bereits furchteinflößen Schrecken des Krieges verborgen sind, hat einen ganz besonderen Charme. Wer seinen Spaß an gefährlichen Dungeons, einem bodenständigen aber mysteriösen Ambiente und einer kleinen Prise Wahnsinn hat, mit sonst gängigen zauberwaldigen Fantasy-Welten nicht viel anfangen kann, sollte sich „Baphomets Sohn“ auf die Liste schreiben.

Der Soundtrack für tödliche Dungeons und alte Mysterien: KAMPFAR – Til Klovers Takt / SPELL – Tragic Magic / ALVENRAD – Veluws Ijzer 

Würfeln und blättern, statt lauschen und headbangen – In der Rubrik „Dice ‚em All“ stellen wir euch ausnahmsweise keine Musik vor, sondern Rollen- und Brettspiele.

20.12.2022

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