Es gibt immer mal wieder Scheiben, bei denen man sich als Rezensent fragt, welchen „Status“ die Vereinigten Staaten eigentlich im extrem(re)en Metal einnehmen. Sicher, es gibt eine Vielzahl von Veröffentlichungen jenseits des großen Teiches, die US-amerikanische Black- und Death-Metal-Bands mit europäischen Truppen ebenbürtig zeigen – und es ist auch keineswegs Zufall, dass es eine nach dem ‚Sunshine State‘ benannte Spielart des Death Metal gibt -, andererseits vermitteln Scheiben wie TRILLION RED’s „Metaphere“ oder eben das vorliegende Mini-Album „Final Dying Breath“ der aus Florida stammenden Band MARKRADONN eher den Eindruck eines Schwellenlandes, das versucht, qualitativ zu europäischem Extrem-Metal aufzuschließen.
Verblüffenderweise gibt es zwischen der oben genannten TRILLION RED-Scheibe und dem Fünftracker zwar kaum musikalische Ähnlichkeiten, in der Präsentation, dem projizierten Selbstbild und den Konsequenzen hieraus lassen sich aber gewisse Parallelen zwischen beiden Projekten ziehen. So ist man auch im Hause MARKRADONN ganz offentlich der Meinung, wahnsinnig progressiv und „avantgarde“ daherzukommen (was im Grunde nicht ganz daneben ist!), vergisst aber in der Begeisterung hierüber, dass Musik nicht automatisch vom Hocker haut, nur weil sie etwas außergewöhnlich ist.
Genauer sind MARKRADONN davon überzeugt, eine gaaaaanz andere Art von Death Metal zu spielen als all die anderen Kapellen, die man so kennt. Ohne Zweifel: Die wenigsten Death-Metal-Bands haben eine komplette Blechbläser-Sektion oder einen Paukisten in ihren Reihen (das allein lässt die Anzahl der Bandmitglieder bei MARKRADONN auf zwölf anwachsen) – allerdings muss man solche Instrumentalisten auch zielführen einbinden können! Leider klingen die gut 26 Minuten von „A Final Dying Breath“ sehr inhomogen, wie der sprichwörtliche Flickenteppich und daher auch ganz und gar nicht atmosphärisch. MARKRADONN gelingt es zu keiner Sekunde, wirklich zwingende oder auch nur „aus einem Guss“ klingende Musik zu präsentieren, was ich angesichts des vielversprechenden Vorhabens, Soundtrack und Musik der Aborigines (ein Didgeridoo ist auch dabei – warum auch immer das eine an der US-Ostküste lokalisierte Band braucht…) mit Death Metal zu verknüpfen, sehr schade ist.
Zu der wenig gelungenen Veröffentlichung trägt aber auch der matschige und drucklose Sound bei. Die Produktion ist insgesamt viel zu flach – was die von der Band hervorgebrachte Begründung für echte Instrumente statt steriler und künstlicher Samples ad absurdum führt. Über die Blastbeats und einige Gitarrensoli (die zwar gut gemeint, aber nur mäßig ausgeführt sind) müsste man sich auch noch einmal unterhalten. Insgesamt gibt’s von mir also ein klares „meh“ und den ausdrücklichen Wunsch, bei aller Freude über die eigene Auérgewöhnlichkeit nicht die Wirkung der Musik aus den Augen zu verlieren. Da „Final Dying Breath“ aber die erste Veröffentlichung MARKRADONNs ist, bleibe ich mal optimistisch.
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