Man kann es eigentlich kaum glauben, dass mit MARKO HIETALA einer der profiliertesten finnischen Rock- und Metal-Musiker, trotz seiner Aktivitäten in diversen erfolgreichen Bands wie TAROT oder natürlich NIGHTWISH, bis heute keine Solo-Platte herausgebracht hat. Tatsächlich haben wir uns übrigens nicht beim Namen verschrieben, da Marco Hietala ein Künstlername ist. Um so deutlicher wird hier, dass HIETALA die Pause nach der Tour zum letzten NIGHTWISH-Album nutzte, um eine wirklich persönliche Scheibe abzuliefern. Passenderweise erschien das Album im Mai letzten Jahres auch bereits unter dem Namen „Mustan Sydämen Rovio“ in Finnland, gesungen in finnischer Sprache. Unter dem Namen „Pyre Of The Black Heart“ kommt nun aber auch der Rest der Welt in den Genuss der Platte, die mit englischen Vocals noch einmal neu aufgenommen wurde.
MARKO HIETALA – Hochwertig, aber wenig überraschend
Mit „Stones“ beginnt „Pyre Of The Black Heart“ hochwertig, aber auch wenig überraschend. Während der Refrain schon einmal zeigt, dass Eingängigkeit durchaus zu den Stärken des Finnen gehört, klingt der Song genau so wie erwartet. Der folkige, recht langsame aber kraftvolle Stampfer erinnert sofort an die von ihm geschriebenen Nummern auf den jüngeren NIGHTWISH-Alben und steht dementsprechend vermutlich nicht zufällig an erster Stelle.
Mit „The Voice Of My Father“ bleibt das Tempo niedrig, es wird allerdings noch etwas ruhiger. Die gefühlvolle Ballade hat ganz offenbar einen recht persönlichen Hintergrund und geht entsprechend unter die Haut. Auch wenn die Nummer, auch durch die moderne, etwas aufgeplusterte Produktion und einen gewissen Kitsch-Faktor ein wenig zu glatt wirkt, eine wirklich sehr starke Leistung, vielleicht sogar die stärkste der gesamten Platte.
Die bleepigen Synthesizer zu Beginn von „Star, Sand And Shadow“ kündigen zunächst an, dass man sich nicht auf gewohntes Terrain beschränken möchte, sondern MARKO HIETALA hier auch Dinge ausprobieren kann, die bei seinen Hauptbands wohl für Irritationen sorgen würden. Letztlich entwickelt sich der Song aber doch zu einem nicht ganz so untypischen melodischen Rocker, in dem durch eine leichte orientalische Schlagseite, hauptsächlich durch Sitar und Percussions erzeugt, für Abwechslung gesorgt wird. So spannend wie den Landsleuten von AMORPHIS auf ihren letzten beiden Alben gelingt diese Mixtur hier aber nicht.
Die folgenden Stücke bieten leider in erster Linie eines: Durchschnittliche Kost. Besonders deutlich wird das in „For You“, das einfach nicht auf den Punkt kommen will und das erste Mal für echte Längen sorgt. „I Am The Way“ ist danach wieder um einiges stärker, obwohl der pumpende Pop-Beat, der den Song unterlegt, wirklich gewöhnungsbedürftig ist, bevor dann doch noch in Richtung Hard-Rock-Ballade abgebogen wird.
Erst in der fröhlichen Classic-Rock-Nummer „Runner Of The Railways“ – immerhin bereits an Position 7 angekommen – kommt endlich ein wenig lange überfälliger Schwung in die Bude, was vom soliden, mit 70er-Jahre-Hammond-Orgel unterlegten Rocker „Death March For Freedom“ noch weitgehend fortgeführt werden kann. Warum allerdings die einzigen beiden Songs mit so etwas wie Abgehfaktor direkt hintereinander platziert wurden, wird wohl ein Rätsel bleiben.
Das erneut in weiten Teilen balladeske „I Dream“ baut zwar eine dichte, düstere Atmosphäre auf, kann aber ansonsten kaum Akzente setzen, bevor mit „Truth Shall Set You Free“ als Abschluss eine – wer hätte es gedacht – (Folk-)Ballade den Hörer entlässt.
Gefälliges Album ohne Begeisterungsstürme – „Pyre Of The Black Heart“
Gesanglich zieht MARKO HIETALA alle Register, von kernig-kraftvoll über düster-mysteriös bis zu gefühlvoll-zerbrechlich deckt er auf „Pyre Of The Black Heart“ eine gewaltige Bandbreite ab. Neben dem Gesang beweist er auch bereits seit Jahren, dass er ein talentierter Songwriter ist. Ausgerechnet auf seinem ersten Solo-Album fällt das Material aber leider zum Teil recht beliebig aus. Nein, nur Highlights gibt es auf „Pyre Of The Black Heart“ nicht zu hören, einiges kann sich nicht im Gehörgang festsetzen, was in Teilen sicher auch auf die aalglatte Produktion zurückzuführen ist.
Viele Songs ähneln sich recht stark und bewegen sich entweder im Mid-Tempo oder deutlich darunter. Auch wenn das Album bewusst düster angesetzt ist, fehlt es besonders in der ersten Hälfte an einer Up-tempo-Nummer, die den Hörer auch mal mitreißen kann. Wirklich massiv von seinen Hauptbands, zumindest den dort von ihm komponierten Songs, unterscheidet sich das Material dann auch nicht, womit das vom Künstler selbst gesteckte Ziel, ein unberechenbares, spontanes und wildes Album zu erschaffen nur teilweise erreicht werden konnte.
Am Ende bleibt ein nur leicht überdurchschnittliches, gefälliges Album, das zwar niemanden vor den Kopf stößt, aber wohl auch nur bei sehr wenigen für Begeisterungsstürme sorgen wird.
Ein wirklich starkes Album, welches mich vor allem wegen des abwechslungsreichen und eigenständigen Gesangs absolut begeistert. Oberflächlich, mal schnell nebenher gehört, mag das Album etwas langweilig oder eintönig wirken, hört man jedoch genau hin, was auch dank der wirklich guten Produktion hier großen Spaß macht, dann hört man viele Details in der Musik und im Gesang. Großartige Musiker, großartige Stimme, beide Daumen hoch.
Mir macht das Album riesigen Spaß.