Der Mann, der auf dem Infoblatt dreinschaut wie die Rock-Version Hansi Hinterseers, entpuppt sich als Sänger der Hardrocker CRYSTAL BALL, die es bisher auf drei mäßig spektakuläre Longplayer gebracht haben. Auch auf seiner Soloscheibe hat Hansi, pardon, Mark vergessen, die Nasenklammer vom Riechkolben zu nehmen. Aber das ist Gewöhnungssache und nicht unbedingt negativ zu bewerten, denn von jener Sorte Sänger gibt es viele – auch solche, die mit einer solchen Stimme ihre Ferraris, Villen, Parties und die Schuhsammlung ihrer eigentlich genau so reichen Frau finanzieren.
Das Stilspektrum auf „Slow Food“ erstreckt sich entgegen Sweeneys Hauptband eher von AOR-Tunes (weniger) bis hin zu balladeskem Singer-/Songwriter-Stoff (mehr), wobei sofort auffällt, dass das Material sehr gesangsorientiert ist. Die im Begleittext erwähnten BRYAN ADAMS und BON JOVI greifen zwar nicht wirklich als Vergleich, doch die härtetechnische Grenze sowie den etwaigen Stil kann man hierdurch ganz gut erahnen. So charismatisch MARK SWEENEYs Stimme auch ist, und so schön einige instrumentale Passagen auch sind, so plätschert das Soloalbum des Schweizers, mit welchem er die CRYSTAL BALL-Pause überbrückt doch ein wenig arg dröge und ohne großartigen Memory-Effekt dahin.
Die ein oder andere Melodie und Songidee erscheint oftmals auch sehr „ausgeliehen“. Das hätte ein Musiker wie Sweeney absolut nicht nötig! Unterm Strich bleibt also ein Album, das bestenfalls als akustische Untermalung zum Bügeln, Putzen, Fahrstuhlfahren, Ikebana, Origami, Teebeutelweitwurf, Fingernägelschneiden oder Bauchnabelreinigen unterhaltsam ist.
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