Marionette - Nerve

Review

Weder Fisch noch Fleisch, weder hevorragend noch wirklich schlecht. Das alles geht mir beim Hören von MARIONETTEs neustem Werk „Nerve“ durch den Kopf. Die sechs Göteborger-Jungs waren mir dabei nicht gänzlich unbekannt, vor einigen Jahren lag das Debüt „Spite“ mal kurz in meinem Player, aber dass ich mich kaum noch daran erinnere bedeutet nichts Gutes. Dabei ist das musikalische Grundgerüst, auf dem die Schweden aufbauen, ein mehr als solides: gepflegter Melodic Death der Göteborger Schule, nette zweistimmige Gitarrenriffs, stampfende Drums und vereinzelt cleane Refrains, die teilweise richtig was hermachen.

Tja, und dann kommt auch schon das große ABER, denn was wirklich gar nicht geht und einen schier in den Wahnsinn treibt, sind das bis zum Gehtnichtmehr verzerrte E-Piano, das lieblos viele Riffs untermauert und produktionsbedingt leider die akustische Überhand gewinnt, und die wahllos eingesetzten Synthie-Klänge, die genausogut auf den letzten LIL-WAYNE-Output gepasst hätten. Schade, schade: Dass elektronische Verzierungen und melodischer Deathmetal gut funktionieren, machten uns in der Vergangenheit DEADLOCK auf jedem Release aufs Neue klar, aber hier wollte man wohl zu viel des Guten. Ich wette, dass Tracks wie „Stand In Line“ oder „Smile Or Die Trying“ echte Brecher wären, wenn man die Tonspur mit den kindischen Klängen entfernt, weil hier in bester AT-THE-GATES-Manier nach vorne geprescht wird. „Act Of Violence“ zeigt zum Beispiel, wie die Songs hätten klingen sollen, denn hier wird weitgehend auf Riffing und agressives Shouting, statt auf Elektroklänge gesetzt. Leider lies es sich auch hier wohl nicht vermeiden, die Cleanparts gleich doppelt durch den Autotune zu jagen.

So bleibt nach mehrmaligem Hören eben ein zweigeteilter Eindruck zurück, denn wer es schafft, die nervigen Klänge auszublenden (oder gar darauf abfährt), bekommt hier schon einiges geboten. Wer aber die Gesamtheit der Tracks wahrnimmt, der fühlt sich eher gestört von Bing-Bing-Bing-Tönen. Bleibt zu hoffen, das man sich hier in Zukunft noch mehr auf das Wesentliche konzentriert, das beherrscht man ja sehr gut.

29.11.2011

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