Marillion - This Strange Engine

Review

Galerie mit 8 Bildern: Marillion - Marillion + Saga In Concert 2011

Als Fish nach dem 1987er Album „Clutching At Straws“ nicht mehr bei MARILLION das Mikro schwang und Steve Hogarth als neuer Frontmann der Prog-Rocker einstieg, verlor ich zunächst jedes Interesse an der Band. Ich erinne mich, dass jedes neue Album Diskussionen auslöste, aber warum, das kann ich im Nachhinein eigentlich gar nicht nachvollziehen, denn beide Sänger transportieren auf Ihre Art und Weise einen ganz speziellen Vibe und Emotionen, die jedes Album zu einem einzigartigen Erlebnis machen. Und obwohl mich 1994 das einzigartige „Brave“ packte, war ich letzendlich erst wieder 1997 mit „This Strange Engine“ bekehrt. Zehn Jahre ist das schon wieder her…wie die Zeit vergeht. Ich erinnere mich noch ganz genau, dass ich mir auf der gleichnamigen Tour gleich zwei Shows – in Bielefeld und in Hannover – ansah und die Band an diesen Abenden mein Herz vollends zurückgewann.

Dabei lebt „This Strange Engine“ insgesamt gesehen gar nicht so sehr vom Bombast oder den typischen Gitarrensoli des Ausnahme-Gitarristen Steve Rothery, sondern viel mehr von einer für MARILLION bisher unbekannten akustischen Ruhe und extremen Intimität mit zerbrechlichen Lyrics und Songs, wie dem sehr ruhigen, atmosphärisch an „Brave“ erinnernden „Estonia“ mit einem wunderbaren Chorus („No one leaves you when they live in your heart and mind…“) oder dem ziemlich kurzen, mit sparsam arrangierten Streicher-Synthies unterlegten „Memory Of Water“.

Der Opener „Man Of A 1000 Faces“ jedenfalls ist mit seinen fast schon fröhlichen Harmonien nicht repräsentativ und erinnert auf gewisse Weise an R.E.M. Etwas zackiger geht’s auch bei „An Accidental Man“ zur Sache. Denn hier brilliert Steve Rothery einmal mehr mit seinem Gitarrenspiel. Interessant, aber nicht unbedingt meine Baustelle, ist die Reggea-Nummer (!) „Hope For The Future“, bei der MARILLION einmal mehr zeigen, wie vielfältig und offen die Band für neue Einflüsse sein kann. Das unbestrittene Highlight des Album ist jedoch das abschliessende Titelstück, bei dem MARILLION eindrucksvoll beweisen, dass sie eindeutig Progressive Rock spielen. Hier geht es sehr vertrackt zu Werke, denn ruhige Parts wechseln sich mit heftigen ab und lassen später viel Spielraum für Keyboard- und Saxofon-Klänge sowie ausladenden, atmosphärischen Gitarrensoli. Das ist Prog-Rock der Extraklasse!

„This Strange Engine“ ist ein mitreissendes Erlebnis, das vielleicht anfangs einige Durchläufe benötigt, aber dann, ganz plötzlich sehr gewaltig zündet. Hört euch vor allem mal den letzten Track im Dunkeln oder bei Kerzenschein und bei angemessener Lautstärke an, ich garantiere Gänsehaut!

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02.09.2007

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1 Kommentar zu Marillion - This Strange Engine

  1. Matthias sagt:

    Leider gibt es viele Kritiker die gerade dieses Album zerreißen, dabei stellt es meiner Meinung nach einen Höhepunkt in der Hogarth-Ära MARILLIONs dar. EInfühlsame Musik wird gekonnt mit spielerisch anspruchsvoller Würze vermischt. MARILLION mal von einer anderen Seite, aber dafür nicht weniger schlecht als früher. Diese Band ist mittlerweile als eine Art Chamäleon zu betrachten. Einzig "Hope For The Future" ist ein klarer Fall für die Toilettenspülung, ansonsten ist "This Strange Engine" ein Sahnealbum!

    8/10