MARILLION ist definitiv keine Band, die auf der Stelle tritt. Klar, sie haben Alben abgeliefert, die großartig waren, aber auch zwischenzeitlich ein paar schwerer verdaulichere Sachen präsentiert. Nicht jede Veröffentlichung glänzte mit starken Ideen und manchmal konnte man sogar ein Gefühl von Einfallslosigkeit bekommen. Dennoch, zwischen all diesesn Ups und Downs haben sich MARILLION nie beirren lassen und sind konsequent ihren eigenen, selbstverantwortlichen Weg gegangen, der sie bis heute am Leben erhält. Zudem darf man nicht vergessen, dass sie eine große und sehr treue Anhängerschaft besitze, die sie stets tatkräftig unterstützt.
Nun wollen sie mit „Sounds That Can’t Be Made“ erneut zeigen, wie sie mittlerweile ihren Stil definieren und ihre ganz eigene Art des Progressive Rock spielen. Bevor ich auf die Musik und die Songs direkt eingehe, möchte ich anmerken, dass mir die natürliche Produktion sehr gefällt. Kein High-Tech, kein Technikgefummel, sondern authentisch und schlicht und ergreifend einfach klingt die Produktion, was sich meines Erachtens besonders beim Schlagzeug herauskristallisiert, das durchaus schön voll klingt, aber eben auch echt und nicht gekünstelt. Die Gitarren bestiezen wieder diesen tollen, verträumt melancholisch wirkenden Klang, den ich bei den Briten grundsätzlich sehr mag.
MARILLION wagen musikalisch den Sprung in die Vollen. „Gaza“ spielt sich mit über 17 Minuten relativ kurzweilig und geschmeidig ins Ohr. Wer allerdings gleich zu Beginn des Albums ein Feuerwerk erwartet, hat sich geirrt. Langsam, zeitweilig schleppend, mit einigen tollen, melancholischen Soli ausgestattet und sogar mit verträumter Atmosphäre spielen sich die Briten warm und machen Hunger auf mehr. Im Anschluss schieben sie das sofort mit den ersten Klängen als zugänglicher erscheinende Titelstück nach. Immer mit dieser für MARILLION typischen Prise Schwermut ist das Stück leicht nachvollziehbar, mit einem klassischen Wiederholungs-Refrain ausgestattet und mit einigen tollen Sphären-Sounds der Keyboards belegt. Das folgende „Pour My Love“ ist dann allerdings ein langweiliger, völlig belangloser Schmuser und die Band bricht hier ganz deutlich mit der anfangs erzeugten Atmosphäre des Albums. Ein großes Fragezeichen in Form eines „was soll das?“ steht mir im Gesicht. „Power“ beginnt ähnlich schlimm, entwickelt sich dann aber durch eine leicht dramatische Note zu einem durchaus netten, leicht verhaltenem Stück.
Danach dachte ich, dass mit dem 14 minütigen „Montreal“ der zweite Trumpf gezückt wird. Sehr sanfte Keyboard-Teppiche umschmeicheln Steve Hogarths Gesang, bevor nach dreieinhalb Minuten der seit Jahren so typische und ehrlich gesagt ziemlich ausgelutschte MARILLION-Rhythmus einsetzt. Mittlerweile spielen sie diesen entspannt schleppenden Rhythmus in jedem Lied. Versteh ich übrigens nicht, denn Ian Mosley ist ein wirklich fantastischer Drummer. Erst nach Minute fünf fängt das Stück mit einem sehr atmosphärischen, ruhigen Zwischenpart an zu glänzen und entwickelt sich zeitweilig positiv, bevor wieder eine schmalzige und schlicht langweilige Linie eingeschlagen wird. Erst das lange Finale des Liedes bringt etwas mehr Schwung rein, ohne jedoch komplett zu überzeugen. Klingt es sehr böse, wenn ich an dieser Stelle behaupte, dass man der Musik MARILLIONs anhört, dass sie ihren Zenit wohl doch schon seit vielen Jahren hinter sich haben und langsam anfangen, Musik für ältere Herren zu machen, denen jüngere Prog-Bands zu wild und verspielt sind? Ich lass das mal so stehen. Steinigt mich ruhig.
Beim anfangs ruhigen, dann beschwingten „Invisible Ink“ zeigt Hogarth stellenweise, wie hoch er singen kann, was mir ehrlich gesagt einen ziemlichen Schauer über den Rücken jagt. „Lucky Man“ punktet dann zunächst mit netten Hammond-Sounds, bevor sich die Band einmal mehr in belanglosem, ruhigem Herumgeplänkel verliert und nur zwischendurch mit so etwas wie rockigem Flair und einem griffigen Refrain durchstoßen will. Den Abschluss bildet „The Sky Above The Rain“, noch einmal mit Überlänge, sowie gemäßigten und leider auch über die volle Länge relativ unspektakulären Arrangements. Das Lied verstummt dann plötzlich und ohne großes Tralala und rundet ein Album ab, das durchaus in sich stimmig und handwerklich natürlich sehr gut gemacht ist, allerdings keine herausragenden Ideen und über weite Strecken mehr Atmosphäre als tatsächlich in sich starke Songs bietet.
Ich zucke ein wenig mit den Schultern, denn für mich ist „Sounds That Can’t Be Made“ ein klassisches Ab-ins-Regal-und-bleib-dort-Album. Schade. Innovativ zeigen sich MARILLION mit dieser Sceibe jedenfalls nicht, eher deutlich introvertierter im Ausdruck und auch rein musikalisch wenig spektakulär. Klar, Musik darf ruhig und zurückhaltend sein, wenn der Gesamteindurck stimmig ist, auch über eine ganze Albumlänge, ja, aber sowas von einer Band wie MARILLION? Ich weiß nicht recht… da muss einfach mehr drin sein, deshalb gerne nochmal: Schade!
„und langsam anfangen, Musik für ältere Herren zu machen, denen jüngere Prog-Bands zu wild und verspielt sind?“
Definitiv ein klares „Nein“ von mir 😉
…dann tausche das „Herren“ bitte durch „die ältere Garde“ aus 😉
Ja, eigentlich finde ich deinen Review wirklich in ordnung. Bin wirklich einen Marillion fan. Auch ich musste lange bei verschiedene Lieder Kopfschutteln. Aber bei mir ist Gaza jetzt „angekommen“ was für einen Song da ist alles drinn. Titelsong ist einfach gut mit einen Highlight am Ende! Der Ballad hmm nicht meinen ding. Dann Montreal ich habe das Lied 5 mal gehört und gedacht die Spinnen doch….aber jetzt nach 10 mal fängt es an zu zunden..wow was für eine Reise! (Kein Metal;-)) aber emotionen wo Marillion gut drinn ist! Nur 2 tekst zeile die gehen gar nicht.“I skyped home……..“
So weiter bin ich nicht gekommen….Wichtig für mich zu sagen für leute die da reinhören beurteile nciht zu schnell! Nur für Gaza lohnt es sich die Platte zu kaufen!
Sorry für meinen Deutsch bin Holländer 😉