MARILLION, was muss man über diese Band noch sagen, was nicht schon gesagt wurde? Vom ehemaligen Charterfolg zum dickköpfigen Eigenbrödler mutierten sie zu einer Art Independent-Act, weil sie sich mittlerweile von niemandem mehr in ihre Musik reinreden lassen müssen. MARILLION machen, was sie wollen und das ist auch gut so. Unabhängig und frei nach Schnauze veröffentlichen sie ihre Alben und konzentrieren sich dabei auf das, was sie am Besten können. Gute Songs schreiben und Feeling rüberbringen, ohne auf Massentauglichkeit achten zu müssen.
Mit „Somewhere Else“ steht nun das mittlerweile 14te Studioalbum in den Regalen und wie sollte es anders sein, es klingt wieder ein wenig erweitert als der wirklich gute Vorgänger „Marbles“. Nachdem MARILLION mit diesem Album ihre experimentellere Phase beendet und sich wieder auf eine klare Linie konzentriert hatten, klingt „Somewhere Else“ gezielter und jünger denn je. War „Marbles“ ein eher ruhiges und nicht selten schwermütiges, in sich geschlossenes Album, bringt das aktuelle Werk eine gewisse unverbrauchte Frische mit. Die Songs sind mitunter wieder etwas flotter und bewegen sich nicht nur in verträumten Regionen. Zwar ist die Stimme Steve Hogarths grundsätzlich mit einer melancholischen Tiefe behaftet, die aber nicht nur betrübt, sondern dieses Mal auch neben aller Schwere auch hoffnungsvoll klingt.
Der Sound des Albums ist lückenlos dicht und neben allerhand Spielereien mit Effekten (beim Gesang wie auch der Gitarre) gibt es deutlich eingängigere Songs zu hören, wobei Eingängigkeit bei MARILLION nicht gleichbedeutend mit Massentauglichkeit steht.
Die seichten Töne klingen niemals schmalzig oder zu weinerlich, sondern werden intelligent verpackt und großartig musikalisch ausgelotet. Niemals zuviel von allem, sondern stets das gewisse Maß bewahren. So soll es sein.
Nachdem ich als MARILLION-Hörer seit des ersten Albums mit zwischenzeitlichen Phasen der Band so meine kleinen Problemchen hatte, muss ich an dieser Stelle eindeutig sagen, dass diese Band nach wie vor am leben ist, und wie! Die Herren haben bereits die Altersgrenze zur 50 überschritten und man merkt ihnen ganz klar die durch langjährige Arbeit und Erfahrung gewonnene Professionalität an und trotzdem klingen sie nicht ausgelutscht, zu langweilig oder altbacken. MARILLION machen einfach ihr Ding und das ist gut so. Und mal abgesehen davon, welche Band kann von sich behaupten, eine derart treue Fangemeinde zu besitzen, die ihnen die Produktionskosten für ein Album vorfinanziert? Welche Band kann sich über so viele Jahre nach hohen Charterfolgen, etlichen Tiefphasen und Krisen immer noch dermaßen gut halten und Alben in die Runde werfen, die nicht nur eingeschworene Fans ansprechen?
Mag sein, dass nicht jeder mit MARILLION klarkommt, aber eines kann und darf man dieser Band nicht vorwerfen: Man darf nicht behaupten, MARILLION hätten den Sinn für intensive Musik verloren. Letztendlich bleibt alles Geschmacksache und das ist auch gut so. Ich mag diese Band, die einfach macht was sie will; auf eigene Faust, auf eigene Verantwortung, auf eigenem Label.
Hut ab und eine respektvolle Verneigung vor Ian Mosley, Mark Kelly, Steve Rothery, Pete Trewavas und Steve Hogarth, die es seit jeher verstanden haben, intelligenten Progressive Rock mit poppigen Melodien wundervoll stimmig zu verknüpfen.
Nachdem ich JEDES Album von MARILLION in meiner CD-Sammlung begrüssen kann und auch zu schätzen gelernt habe, MARILLION live vergöttere und die Hogarth-Ära sogar zu den besseren zähle, bin ich doch von diesem Album sehr enttäuscht. Es kommt einfach keine Stimmung auf und die zumeist ruhigen Songs dümpeln ohne grosse Emotionen an einem vorbei. Vielleicht hätten MARILLION ihr Material einfach noch ein weiteres Jahr reifen lassen und schliesslich überarbeitet, "Somewhere Else" in der vorliegenden Form zähle ich jedoch zu den schlechteren Alben der Band…