Marianas Rest - Ruins

Review

Ein Album namens „Ruins“. Eingeleitet, und über die gesamte Länge begleitet, von einem gesprochenen Gedicht namens „Darkness“. Geschrieben von Lord Byron im Jahr 1816, dem „Jahr ohne Sommer“. Der Schwefel des Vulkans Mount Tambora ließ global die Temperaturen fallen. Menschen verhungerten und erfroren. Als wäre das nicht schon genug Grund zur Depression, zerbrach nur wenige Monate vor Niederschrift die Ehe Byrons.

MARIANAS REST leihen sich die Gedanken einer finsteren Zeit

Mein lieber Herr Growlverein, da haben MARIANAS REST aber tief in die Düsternis gelangt und einen angemessenen Rahmen für ihr zweites, Doom durchtränktes Melodic Death-Album gewählt.

Sänger Jaakko Mantymaa eröffnet mit den ersten Zeilen des Gedichts den Opener „Kairos“. Was den Gemütszustand des Verfassers dem Hörer möglichst nahe bringen soll, verfehlt jedoch leider etwas seine Wirkung – auch während der anderen Einspieler. Die Stimme wirkt übertrieben tief verstellt und dadurch aufgesetzt. Mit natürlicher Stimmlage und der richtigen Betonung hätte Mantymaa das Ziel leichter und unverkrampfter erreicht.

„Ruins“ schafft es nicht ganz an die Genregrößen heran

Das prompt übernehmende Cello reißt das Atmosphäre-Ruder aber schließlich doch verlässlich Richtung Abgrund. Und mal am Rande: Das Cello wurde doch eindeutig für den Doom erfunden. Genau deswegen hätten MARIANAS REST das Instrument auch gerne öfter nutzen können, zumal sie beweisen, dass sie den richtigen Riecher für dessen Einsatzqualitäten besitzen.

Die Einleitung zum großen „Restitution“ gelingt schließlich auch mit Bravour über Klavier und Streicher. Die Reise durch „Ruins“ geht über auftrabende Gitarrenparts, darbt zwischenzeitlich durch düstere Täler, ehe Jaakko zwischen seinen tief-heiseren Growls keifend den Vulkanausbruch vertont. Die musikalische Heimstatt der Finnen befindet sich irgendwo zwischen INSOMNIUM, GHOST BRIGADE, BE’LAKOR und OMNIUM GATHERUM. Wobei zwischendurch dezent die Doom-Bremse von MY DYING BRIDE zum Einsatz kommt.

Von kurzweilig zu langatmig

Die Ruinen wachsen mit jeder Albumrotation weiter in die Tiefe. Doch auch eine Schwäche wird sichtbar. Die Gitarren verfallen häufig in einen stumpfen Akkord, begleitet von nicht weniger eintönigem Drumming. Das zieht die Songs unnötig in die Länge. Auch wenn im Doom-Bereich gerne das langgezogene Leiden zelebriert wird: Hier passiert zu wenig. Es gibt keine Atmosphäre die ausgereizt werden müsste.

Das versetzt der ansonsten hohen Qualität des Dargebotenen einen kleinen Dämpfer. An die Größen des Genres reicht auch das Zweitwerk somit noch nicht heran. „Ruins“ ist ein Melodic-Death-Doom-Werk mit Stärken, denen aber immer wieder genannte Schwächen in die Quere kommen. Dazu zählt auch das leider etwas lieblos gestaltete Artwork. Denn auch die Optik ist nicht unwesentlich für die Wahrnehmung als ernstzunehmender Genre-Zuwachs.

19.04.2019

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