Marianas Rest - Auer

Review

Soundcheck März 2023# 2

MARIANAS REST wagen sich mit „Auer“ erneut in frostige Death-Doom-Weiten vor. Bezog die finnische Band im Vorgänger „Fata Morgana“ jedoch Position in einer abgelegenen Polarstation, wird dieses Mal mit dem Eisbrecher ins ewige Weiß vorgestoßen.

Entsprechend brachial rückt die Band vor allem in den ersten beiden Songs des Albums vor. Jaakko Mäntymaa keift herrlich aufwühlend ins Mikro. Angetrieben vom Rest der Mannschaft schreit der Sänger sich allen Hass und Frust von der Seele, wobei er mitunter aber auch übers Ziel hinausschießt und im Geschrei den eigentlichen Song hinter sich lässt.

MARIANAS REST zeigen keine Gnade

Gelingt es den Instrumenten jedoch, den Frontmann einzufangen, entstehen im Zusammenspiel episch-melodische Momente. Dabei verstehen es MARIANAS REST inzwischen sehr gut, ihre Ideen auf den Punkt zu bringen und bittere Tristesse aus den Boxen treiben zu lassen.

Die veredelte Aggressivität spiegelt sich auch in der Produktion wider. „Auer“ klingt harsch wie das Eis des Nordens, manchmal etwas scheppernd aber dadurch auch so rau und wild, wie man es ansonsten selten im Genre findet. Fangen einen zum Beispiel SWALLOW THE SUN oder MY DYING BRIDE immer wieder mit einer tröstenden Wärme auf, zelebrieren MARIANAS REST Bitterkeit und Dysphorie ohne Ende.

Dies macht „Auer“ auf die Dauer etwas anstrengend, aber auch zu einem intensiven Hörerlebnis. Gnade darf die geschundene Seele hier nicht erwarten, dafür aber Verständnis und Bestätigung. Wenn in „The Hanging Blade“ das Riff unerbittlich durch die Gehörgänge scheppert, ist das nur schwer auszuhalten, aber auch genau der richtige Soundtrack, wenn man mal gebrochen an die Wand starren möchte.

„Auer“ ist mehr Brechstange als Balsam für die Seele

Erholung findet man schließlich im Rausschmeißer „Sirens“, bei dem als Gastsänger Aaaron Stainthorpe von MY DYING BRIDE zu hören ist. Deren düsteres Referenzwerk „Songs of Darkness, Words of Light“ dürfte für „Auer“ eine wichtige Inspiration gewesen sein, wird in der Qualität aber nicht erreicht.

Dennoch liefern MARIANAS REST mit ihrem vierten Album ein sehr gutes Werk ab. „Auer“ ist mehr Brechstange als Balsam für die Seele, in den Zwischentönen aber trotzdem filigran genug, um nicht ganz in der Dunkelheit zu versinken – oder im ewigen Frost der Verzweiflung klanglos unterzugehen.

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19.03.2023

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