Marduk - Serpent Sermon

Review

Bislang waren mir MARDUK ziemlich egal. Zwar kann ich mich mit den Frühwerken der Band durchaus anfreunden und auch die letzten Alben „Rom 5:12“ und „Wormwood“ sind mir geläufig, aber keinesfalls mit einem Stammplatz in meiner Anlage versehen. Das könnte sich nun aber ändern. „Serpent Sermon“ ist zumindest für mich eine ziemliche Überraschung, zumal die „Iron Dawn“-EP vor einem Jahr an ein ganz anderes Zeitalter der Bandgeschichte kratzte.

Scheinbar war das aber nur ein kurzes, heftiges Gewitter, denn MARDUK knüpfen eher im Hier und Jetzt ihres Daseins an. Das heißt zwar auch, dass heuer Blastbeats an der Tagesordnung sind und auch das Tempo ist die meiste Zeit ziemlich hoch, aber es passiert eben noch viel mehr – wirkliche Überraschungen inklusive. Dementsprechend darf man sich von Anfang an auf ein ziemlich vielseitiges Album einstellen und schon das eröffnende Titelstück stimmt wunderbar auf das restliche Geschehen ein. Variable und immer für eine unerwartet empor steigende Melodie oder einen plötzlichen Tempo-Wechsel gut, zeigen sich die Schweden in Hochform. Neben den zu erwartenden wüsten Songs wie z.B. „Messianic Pestilence“ oder auch „Gospel Of The Worm“ präsentieren sich MARDUK aber auch von einer ganz anderen Seite. Denn „Temple Of Decay“ lässt mir die Kinnlade förmlich im Eiltempo herabsacken, warum? Das ist schnell beantwortet, das Quartett schleppt sich durch den Song, verschließt sich dabei auch einem gewissen Doom-Einfluss nicht und wirkt in dieser zähen, unheilvollen Art noch um einiges bedrohlicher als einige der rasanten Parts auf „Serpent Sermon“. Zu einem weiteren und abschließenden Höhepunkt zählt auch das hymnische „World Of Blades“, das ebenfalls nicht darauf aus ist, Höchstgeschwindigkeit zu erreichen. Das machen MARDUK hörbar gut, denn gerade im etwas gemäßigten Tempo entfaltet die Band eine Kraft, die mich völlig mitreißt. Das man sich dann auch zeitweise, wie schon auf „Wormwood“, an FUNERAL MIST erinnert fühlt, liegt wohl in der Natur der Sache, schließlich ist Mortuus (aka Arioch) am Songwriting beteiligt. Das einzige, was mich an „Serpent Sermon“ dann wirklich stört, ist, dass nicht alle Songs solche Kracher wie eben das Titelstück, „Temple Of Decay“, „World Of Blades“ oder das ebenfalls ziemlich starke „Souls For Belial“ sind. Das ist natürlich Gezeter auf verdammt hohem Niveau, denn auch der Rest der Scheibe besitzt eine enorme Qualität.

Die verliert sie auch nach mehreren Durchgängen nicht, was für mich die nächste Stärke der Platte ist. „Serpent Sermon“ ist ein ziemlich kraftvolles Werk geworden, dem kein bisschen Altersmüdigkeit anhaftet. Das ist nach mehr als 20 Jahren Bandgeschichte schon beeindruckend und in der Post-Legion-Ära für mich auf alle Fälle das beste Album der Band, eines das mich mit seiner Leidenschaft tatsächlich noch mal packen kann.

28.05.2012

Chefredakteur

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