Marduk - Panzer Division Marduk
Review
Es hat schon seinen Grund, dass heutzutage, zehn Jahre nach MARDUKs Geschwindigkeitswunder, unter Black-Metal-Bands das weithin verbreitete geflügelte Wort existiert, die Band habe „seine Panzerdivision aufgenommen“. Diese Wendung kommt immer dann zur Anwendung, wenn eine Kapelle sich vornimmt, das schnellste, brutalste, erbarmungsloseste, kriegerischste und einfach schwarzmetallischste Album nicht nur der eigenen Bandgeschichte, sondern am besten der ganzen Welt und Historie aufzunehmen.
Ganz so einfach ist es nicht – denn obwohl von der guten halben Stunde, die „Panzerdivision Marduk“ dauert, keine drei Minuten vom Blastbeat abgerückt wird, steckt auch hinter diesem Album eine gut geölte Maschine, die fies-eingängige und schwedisch-melodische Riffs en masse ausspuckt. Dieses Album ist mitnichten NUR stumpfes Geknüppel, sondern ein wohlüberlegt umgesetztes Konzept, das die Weltkriegsthematik zwar nicht unbedingt in den Black Metal eingeführt, ihn aber einzigartig kompromisslos umgesetzt hat. In der Tat vermitteln die acht relativ kurzen Songs den Eindruck, einem Luftangriff unter gleichzeitigem Artillerie-Trommelfeuer ausgesetzt und zudem von einem Dutzend 40 Tonnen schwerer Panzer umzingelt zu sein. Bei angemessen kriegerisch eingestelltem Volume-Regler der Stereoanlage entsteht tatsächlich das Gefühl klaustrophobischer Raserei und totaler Zerstörung.
Die Unterschiede der Songs untereinander halten sich dabei verständlicherweise in Grenzen. Stücke wie das genial betitelte „Christraping Black Metal“, das beklemmende „Blooddawn“ oder das fast ironische „Fistfucking God’s Planet“ sind zwar im Laufe der Jahre zu echten Klassikern geworden (und rechtfertigen selbstverständlich, dass auf der Rückseite das Logo „freigeben ab 12 Jahren“ prangt), das vermutlich aber viel mehr aufgrund ihrer Benennung als wegen ihrer herausragenden musikalischen Überzeugungskraft. Denn grundsätzlich muss man einfach zugeben: außer den typischerweise zitierten Gefühlen von Hass, Verachtung, Vernichtung, Zerstörung etc. pp. bietet das Album absolut keine Emotionen. Legion schreit nach Halseskräften und setzt dabei absolut keine Akzente, Fredrik Andersson langweilt sich am Drumkit sicherlich das ein oder andere Male halb zu Tode, und auch das Riffing ist, bis auf die beeindruckende Geschwindigkeit, nicht übermäßig interessant. Ich kann verstehen, dass eine solche (gewollte und einzigartig umgesetzte) Stumpfheit der Mentalität einiger Hörer sicher entspricht und sie begeistert. Dass das auch heute noch bestens funktioniert, zeigt eine Band namens ENDSTILLE. Zumindest mich berührt das Album leider kein Stück. Das liegt auch daran, dass selbst die extremsten Blastbeats nach zwei Songs nicht mehr schnell wirken.
Den letzten Rest an klanglicher Brutalität besorgt Devo Anderssons Remastering der Originalaufnahmen, das unverkennbar gekonnt und brutal ist. Zwar hat die Überarbeitung das leicht Verwaschene der Abyss-Produktion in gewisser Weise aufgeklart, was meiner Ansicht nach aber der differenzierten Durchschlagskraft des Albums nur zugute kommt.
Die beiden Bonustracks „Deathride“ (unterscheidet sich nur unwesentlich von „Baptism By Fire“) und „Todeskessel Kurland“ (unterscheidet sich in Stil und Struktur ebenfalls kaum erkennbar von allen anderen Albumstücken, wenn es auch – unfassbar – vielleicht ein klein wenig schneller und eher auf eine Melodie als auf Riffs ausgelegt ist) sind sicherlich kein Anreiz, diese Wiederveröffentlichung zu kaufen. Gleiches gilt für das von Fans gedrehte Video zum Titelsong. Schick hingegen ist die Verpackung in einem Digipack mit einem verschwenderisch angelegten 36-seitigen Booklet, das das Konzept des Albums unmissverständlich erläutert.
Zusammengenommen: ein Klassiker des Black Metal, da gibt’s nichts zu diskutieren. Ich muss gestehen: auch wenn ich diesen Status akzeptiere und verstehe, mein Favorit ist die Platte nicht und wird sie nicht mehr werden.
Marduk - Panzer Division Marduk
Band | |
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Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Black Metal |
Anzahl Songs | 10 |
Spieldauer | 35:16 |
Release | |
Label | Regain Records |