Marduk - Memento Mori

Review

Veröffentlichungstechnisch war es in den letzten Jahren vergleichsweise ruhig um das schwedische Black-Metal-Schlachtschiff MARDUK. Das betrifft aber lediglich die Releasewut der Truppe um Bandchef und Gitarrist Morgan Håkansson, denn im Mai rückte die in der Vergangenheit immer mal wieder kontrovers aufgefallene Truppe in den medialen Vordergrund, als Tieftonexperte Joel Lindholm im Vorfeld des finnischen Steelfests den Hitlergruß zeigte und sich damit zum Ex-Bassisten degradierte. Zumindest diesbezüglich hatte die Band eindeutig reagiert und dahingehend ein Statement geschaffen, wo offenbar auch in deren Interpretationsspielraum der Grauzonenbereich endgültig endet.

„Memento Mori“ kommt ohne Kontroversen

Der aus dem Jahr 2018 stammende Vorgänger „Viktoria“ hängte die Latte der Provokation mit uneindeutigen Songtiteln, Covern und Teaservideos, welche über die Intention MARDUKs nur spekulieren lassen, relativ hoch. Diesbezüglich kommt das mittlerweile 15te Album der Formation mit dem Titel „Memento Mori“ fast schon brav herüber und verzichtet, vielleicht mit Ausnahme des Releasetages, der auch den Beginn des Zweiten Weltkrieges markiert, nahezu vollständig auf analoge Verweise. Beinahe floskelhaft kommen die Schweden nun mit dem Slogan „erinnere dich, dass du sterben musst“ um die Ecke, auch wenn der Kriegsverweis nicht ausbleibt. Dieser wurde im Mittelalter insbesondere durch den Klerus als großer Gleichmacher betrachtet, was MARDUK auf ihrem neuen Album thematisieren.

Wenngleich lyrisch wohl weniger diskussionswürdig, so gibt es auf dem wahren Schlachtfeld des Trios auch dieser Tage einiges zu berichten. Die Platte beginnt mit dem Titeltrack, indem sich Simon Schillings Drums wie ein Maschinengewehrfeuer in den Vordergrund schieben. Die Produktion, die Devo Andersson, der im Sommer auch den Bass im Rahmen der anstehenden Live-Shows übernehmen wird, „Memento Mori“ verpasst hat, verfügt über den nebligen Schleier eines zermürbten Schlachtfeldes. Verwaschen sägen sich die Saiten durch polterndes Drumgewitter und den erneut markigen Gesang von Mortuus in Bestform.

Nebelschleier und Maschinengewehrfeuer

Nach drei Angriffen, die hinsichtlich ihres Stiles durchaus Erinnerungen an die „Panzerdivision Marduk“ aufkeimen lassen, wird es mit „Shovel Beats Sceptre“ erstmals behäbiger, während man den infernalischen Vibe charakteristischer Midtempo-Stücke der Marke MARDUK auf die Spitze treibt. Auch wenn die Schweden von den Anteilen her betrachtet auf „Memento Mori“ häufig in Hochgeschwindigkeit voranpreschen, so lohnt sich das genauere Hinhören. Die treibenden Riffs auf „Heart Of The Funeral“, die Punk-Attitüde mit fiesen Vocalhöhepunkten von „Marching Bones“ oder der Raising-Fist-Charakter vom Rausschmeißer „As We Are“ – MARDUK zelebrieren Black Metal in gewohnt hoher Qualität.

Dass hier ganz ohne Garagensound dennoch keine Sterne einer modernen Hochglanzproduktion funkeln, die am Stück manchmal doch schwer genießbare Panzerdivision nicht vergessen wurde und sich MARDUK trotz Majorlabel nirgendwo anbiedern, kommt „Memento Mori“ in Kombination mit starkem Songwriting zu Gute. Schlichtweg ein skandinavischer Qualitätsgarant.

21.08.2023
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