Marduk - Memento Mori

Review

Soundcheck August 2023# 2 Galerie mit 20 Bildern: Marduk - Ragnarök Festival 2024

Veröffentlichungstechnisch war es in den letzten Jahren vergleichsweise ruhig um das schwedische Black-Metal-Schlachtschiff MARDUK. Das betrifft aber lediglich die Releasewut der Truppe um Bandchef und Gitarrist Morgan Håkansson, denn im Mai rückte die in der Vergangenheit immer mal wieder kontrovers aufgefallene Truppe in den medialen Vordergrund, als Tieftonexperte Joel Lindholm im Vorfeld des finnischen Steelfests den Hitlergruß zeigte und sich damit zum Ex-Bassisten degradierte. Zumindest diesbezüglich hatte die Band eindeutig reagiert und dahingehend ein Statement geschaffen, wo offenbar auch in deren Interpretationsspielraum der Grauzonenbereich endgültig endet.

„Memento Mori“ kommt ohne Kontroversen

Der aus dem Jahr 2018 stammende Vorgänger „Viktoria“ hängte die Latte der Provokation mit uneindeutigen Songtiteln, Covern und Teaservideos, welche über die Intention MARDUKs nur spekulieren lassen, relativ hoch. Diesbezüglich kommt das mittlerweile 15te Album der Formation mit dem Titel „Memento Mori“ fast schon brav herüber und verzichtet, vielleicht mit Ausnahme des Releasetages, der auch den Beginn des Zweiten Weltkrieges markiert, nahezu vollständig auf analoge Verweise. Beinahe floskelhaft kommen die Schweden nun mit dem Slogan „erinnere dich, dass du sterben musst“ um die Ecke, auch wenn der Kriegsverweis nicht ausbleibt. Dieser wurde im Mittelalter insbesondere durch den Klerus als großer Gleichmacher betrachtet, was MARDUK auf ihrem neuen Album thematisieren.

Wenngleich lyrisch wohl weniger diskussionswürdig, so gibt es auf dem wahren Schlachtfeld des Trios auch dieser Tage einiges zu berichten. Die Platte beginnt mit dem Titeltrack, indem sich Simon Schillings Drums wie ein Maschinengewehrfeuer in den Vordergrund schieben. Die Produktion, die Devo Andersson, der im Sommer auch den Bass im Rahmen der anstehenden Live-Shows übernehmen wird, „Memento Mori“ verpasst hat, verfügt über den nebligen Schleier eines zermürbten Schlachtfeldes. Verwaschen sägen sich die Saiten durch polterndes Drumgewitter und den erneut markigen Gesang von Mortuus in Bestform.

Nebelschleier und Maschinengewehrfeuer

Nach drei Angriffen, die hinsichtlich ihres Stiles durchaus Erinnerungen an die „Panzerdivision Marduk“ aufkeimen lassen, wird es mit „Shovel Beats Sceptre“ erstmals behäbiger, während man den infernalischen Vibe charakteristischer Midtempo-Stücke der Marke MARDUK auf die Spitze treibt. Auch wenn die Schweden von den Anteilen her betrachtet auf „Memento Mori“ häufig in Hochgeschwindigkeit voranpreschen, so lohnt sich das genauere Hinhören. Die treibenden Riffs auf „Heart Of The Funeral“, die Punk-Attitüde mit fiesen Vocalhöhepunkten von „Marching Bones“ oder der Raising-Fist-Charakter vom Rausschmeißer „As We Are“ – MARDUK zelebrieren Black Metal in gewohnt hoher Qualität.

Dass hier ganz ohne Garagensound dennoch keine Sterne einer modernen Hochglanzproduktion funkeln, die am Stück manchmal doch schwer genießbare Panzerdivision nicht vergessen wurde und sich MARDUK trotz Majorlabel nirgendwo anbiedern, kommt „Memento Mori“ in Kombination mit starkem Songwriting zu Gute. Schlichtweg ein skandinavischer Qualitätsgarant.

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21.08.2023

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10 Kommentare zu Marduk - Memento Mori

  1. nili68 sagt:

    Kein Post oder Avantgarde-Blödsinn, sondern einfach nihilistisch auf die Fresse, ohne nach Kassettenrekorder zu klingen. Kann man sich mal geben, auch ohne den Black Metal neu zu erfinden. Solide guter Song.

  2. deadguy sagt:

    Weil Post oder Avantgarde immer Blödsinn ist *gähn*

  3. Watu sagt:

    Ich denke das war rein auf Marduk bezogen und nicht allgemein.

    Ist auf jeden Fall ganz gut, persönlich waren Marduk aber noch nie so ganz mein Fall. Dieses Panzerdivison und Provokations-Ding usw. geht nicht so an mich ran, bin da eher etwas archaisch-romantisch unterwegs. Für mich bleiben Marduk aber die Band mit der geilsten Panda-Bemalung ever! Und zwar seit ich sie einst im ABLAZE Interview bewundern durfte.

  4. Lysolium 68 sagt:

    Wer würde denn ernsthaft von Marduk Post oder Avantgarde BM erwarten?😂

  5. Watu sagt:

    Von Dødheimsgard habe ich das zu Beginn auch nicht erwartet, von Ulver oder Satyricon wollen wir gar nicht erst reden. Gibt soviele Beispiele. Selbst Darkthrone warten zwischenzeitlich ja mal etwas experimenteller.

  6. Lysolium 68 sagt:

    Ist schon richtig aaaaaber die Erwähnten haben schon sehr viel früher
    gezeigt das Sie Experimenten gegenüber affin sind. Ich kann mich noch dunkel
    an das Rebel Extravaganza Album und die Polarisation innerhalb der Fanbase
    erinnern und das war schon vor über zwei Jahrzehnten. Funeral Mist würde ich
    da eher als experimenteller einschätzen. Marduk ist halt Marduk.

  7. deadguy sagt:

    Meine liebste Phase von Marduk ist die wo Arioch sich mehr eingebracht hat und Einflüsse von Funeral Mist zu hören waren, also von Plague angel bis Wormwood, von den Frühwerken gefällt mir die zweite am Besten. Bis zur Serpent Sermon war ich dabei die beiden letzten Scheiben finde ich dagegen langweilig da man da nur Band-Standards benutzte.

  8. Lysolium 68 sagt:

    „Kein Post oder Avantgarde-Blödsinn, sondern einfach nihilistisch auf die Fresse, ohne nach Kassettenrekorder zu klingen.“

    Das kann ich nach ausgiebigem Hören bestätigen und das mich die Produktion des neuen Albums
    echt umgehauen hat. Marduk hat einfach wieder mal geliefert.

    9/10
  9. daniel sagt:

    Ich fand Viktoria auch eher im 7‘ner Bereich ! Das Ding hier ist echt ne Bestie !! Leckofunny ballern die einen die Drum Pratronen um die Ohren !!! Aber in jedem Song verstecken sich kleine melodienbögen und sonstige Abwechselung die dafür Sorgen das es nicht zu eintönig wird. Der Song Nr. 4 ist einfach nur sick !!! Wie der letzte auch !! Wegen mir könnten die n ganzes album in dem Stil machen ! Ich feier diese finster morbide Stimmung von Marduk ab ! Das schaffen so nicht viele…geiles Teil !!

    9/10
  10. Gabbagandalf sagt:

    Im Prinzip nix Neues im Hause Marduk, aber wie es jedes Mal schaffen bei der ganzen Raserei und dem Geknüppel „Melodien“, die jeden einzelnen Track deutlich erkennbar machen und sich ins Gehör fräsen, zu erschaffen ist unglaublich,
    das schafft kaum eine andere Band. Kein Ausfall und deutlich besser, v.a. soundtechnisch, als der Vorgänger.
    Ein kleines Gimmick haben die sich auch geleistet, das „Outro“ des 1. Songs ist die Melodie des Outros von Sun of Hope von Funeral Mists grandiosem „Salvation“. Alles in allem ganz ganz starke 9P!

    9/10