MAR DE GRISES sind kein unbeschriebenes Blatt mehr. Ihr Debüt „The Tatterdemalion Express“ sorgte für enormes Aufsehen, und auch mit dem Nachfolger „Draining The Waterheart“ ernteten die Chilenen durchgehend gute bis euphorische Kritiken. Nun sind MAR DE GRISES mit ihrem dritten Werk am Start, das auf den interessanten Namen „Streams Inwards“ hört.
Schon der Titel des Albums suggeriert introvertierte, mitunter hypnotische Klangwelten und so ist es in der Tat. „Starmaker“ beginnt sphärisch und tieftraurig, um sich dann zwischen raffinierten Staccatoriffs und jazzigen Bässen zu einem extrem ergreifenden Doom-Metal-Glanzstück aufzuschwingen. Heiseres Gekreische thront über den elegischen Gitarrenmelodien, und es fällt mir nicht schwer die eisige Dramatik Feuerlands oder die karge, lebensfeindliche Weite der Atacama-Wüste vor mir zu sehen. Mit „The Bell and the Solar Gust“, dem dritten Titel des Albums, liefern MAR DE GRISES ein Vorzeigeexemplar ihres Könnens. Die Art, in der sie hier ausschweifende Bildgewalt inszenieren, um dann über den Umweg schwerer Gitarrenwände zu einem wehmütigen Abschluss zu finden, ist erste Klasse.
Leichte Kost ist „Streams Inwards“ nicht, das Album verlangt nach Auseinandersetzung, ist zuweilen sehr niederschlagend und offenbart seine größten Perlen hinter seinen achtsam verwobenen Harmonien, seinen progressiven und ambientalen Anleihen und überraschenden Nuancen. Produktionstechnisch haben MAR DE GRISES auch noch mal einen ganzen Zacken zugelegt, so dass jede Feinheit im Sound ihren würdigen Platz findet. Die Chilenen klingen weit unwirklicher und ungreifbarer als noch auf den Vorgängeralben und ihr gereiftes Songwriting stellt eine beeindruckende Entwicklung zur Schau. Wer Freude an sorgfältig ausgearbeitetem, unkonventionellem und inspiriertem Doom Metal ohne typische Herzschmerz-Tendenzen (oder gar weinerlichen Kitsch) hat, sollte hier dringlichst reinhören, sofern er denn MAR DE GRISES noch nicht kennt.
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