Beständigkeit kann eine großartige Eigenschaft sein, verfällt man nicht in Routine. Dies gilt für die meisten Bereiche des Lebens, so natürlich auch für die Musik. Es gibt viele Bands, die über Jahre – oder sogar Jahrzehnte hinweg – ihrem Stil treu geblieben sind und mit ihren Songs schon nach wenigen Noten zu erkennen sind. Die Besten dieser Kategorie heben sich vom Rest ab, indem sie es schaffen, diese Unverkennbarkeit beizubehalten, aber gleichzeitig Frische und Innovation erlauben, um den jeweiligen kreativen Output zu vergolden. MANTUS gehören leider nicht in diese Kategorie.
Bereits seit 1997 wandelt das Projekt um Martin Schindler in der dunklen Szene umher. Der alternierende Frauengesang zu Schindler wurde bis zur kurzweiligen Auflösung der Gruppe 2005 von dessen Schwester, Künstlername Thalia, bestritten. Nach dem Comeback übernahm Chiara Amberia diesen Posten. Auf 13 Alben, drei EPs und zwei Best of-Platten brachte es MANTUS bisher, auf Auftritte warten die Fans des Duos bislang vergeblich. Soviel zur groben Einordnung.
13 Alben in 17 Jahren. Da könnte eine Menge künstlerischer Entwicklung passiert sein. Könnte, muss aber nicht, wie man am Beispiel der aktuellen Platte „Melancholia“ sieht. Nicht nur, dass sich die Songs innerhalb des zwölf Tracks umfassenden Silberlings ähneln wie ein Ei dem anderen, dies tun sie auch mit Songs vorheriger Platten. Es scheint, als versuchte MANTUS, den einen perfekten Song zu schreiben. Und dass eben so oft, bis es endlich funktioniert. Dabei kann man der Band nicht einmal fehlendes Engagement vorwerfen, aber es würde MANTUS sehr gut tun, eingeschliffene und totgenudelte Songstrukturen aufzubrechen. Auf „Melancholia“ ist sogar vorhersagbar, welcher der beiden Sänger den Hauptpart innerhalb der Songs übernimmt, da sich diese quasi im ababa-Schema über das Album verteilen. Die Texte derweil wirken bemüht. Kurz blinkt in meinem Geiste bei Zeilen wie „Ein blasses Licht verhüllt den Tag / Versuche nicht, mich zu bewegen / So komme, was auch kommen mag“ im Titeltrack der Begriff Gymnasiastenlyrik auf. Hört man die Platte jedoch öfter, besteht eher der Eindruck, dass die Platte, also Lyrics und Musik, totgearbeitet wurde. Dass jede Spontaneität wegkorrigiert wurde. Die daraus entstandene bleierne Schwere des Albums könnte sogar den Hauptthemen Trauer und Verzweiflung zuträglich sein, wären die Songs nicht so gleichförmig. Schade, denn so regiert spätestens ab der Mitte des Albums die Langeweile. Manche Melodie hätte wohl großes Potential gehabt, würden MANTUS ihre Musik nicht in ein derart enges Korsett sperren, das ihr jegliche Luft zum Atmen nimmt.
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