Manticore - Endless Scourge Of Torment

Review

MANTICORE aus Ohio sind seit der Jahrtausendwende im Geschäft und bringen es – die neue Platte „Endless Scourge Of Torment“ eingerechnet – immerhin auf vier Full-Length-Alben und eine riesige Summe an Demos, EPs und Split-Veröffentlichungen (zuletzt „Tongues Of The Stillborn“ von 2021 mit den kultigen Schweden KILL aus dem BESTIAL MOCKERY-Umfeld). Zehn Jahre nach ihrem letzten Werk in voller Länge, „Behold The Ascension Of The Execrated“, kommen die Bestial Black Metaller mit einer neuen Schlachtplatte um die Ecke – und sollte es Fragen bezüglich der künstlerischen Ausrichtung geben: Es rumpelt, es knarzt, es wird Blut gekotzt und nihilistischer Philosophie gefrönt.

MANTICORE mit der mutigsten Cover-Version des Jahrhunderts?

Im Spannungsfeld zwischen ultraschnellen, ultrachaotischen War-Metal-Truppen à la BLASPHEMY oder MORBOSIDAD und etwas geordneteren, stärker vom Death Metal beeinflussten Bands wie ARCH-, WERE- und anderen -GOATs, rödeln sich MANTICORE durch eine gute halbe Stunde Lärm auf hohem Niveau. Mal gehen sie kompromissloser zu Werke – man höre den Opener „Thy Seed Through The Fire“ -, mal langsamer – zum Beispiel in „Breath Of Plague“ oder „In Dark We Are Enslaved“ -, und hier und dort wagen sie sogar ein kleines Experiment. Sagen wir es mal so: Eine Coverversion von TWISTED SISTERs „Captain Howdy“ würde man auf einem Album wie „Endless Scourge Of Torment“ eher nicht erwarten, sie funktioniert aber erstaunlich gut.

„Endless Scourge Of Torment“ ist nicht perfekt – muss es auch nicht sein

Einen kleinen Makel gibt es allerdings: Es scheint, als wüssten MANTICORE nicht so richtig, wohin sie wollen. Die chaotischeren Parts des Albums sitzen auch aufgrund des flachen, handgemachten, aber keinesfalls zu stumpfen Sounds fest im Sattel, für die zurückgenommeren Teile hätte es aber etwas anderes gebraucht. Dafür hätte man „Endless Scourge Of Torment“ entweder wuchtiger produzieren müssen, wie es die Finnen ARCHGOAT auf ihren neueren Alben vormachen, oder man hätte soundtechnisch in Richtung absoluten Lärms gehen sollen, wie es bei Bands der Marke REVENGE zum guten Ton gehört. So wirkt das vierte MANTICORE-Album zu wenig charismatisch: Es gibt zu viel, was in Sachen Produktion ähnlich klingt, was kein Problem wäre, wäre das Songwriting unverkennbar – dort entscheidet sich das Trio aus Ohio aber auch für einen Mittelweg.

Trotzdem: Höhepunkte gibt es auf „Endless Scourge Of Torment“ zur Genüge. Natürlich sollte man auf Bestial Black beziehungsweise War Metal stehen, um diese Platte genießen zu können. Wenn das gegeben ist, sollte man dem neuesten MANTICORE-Output allein schon wegen des abgefahrenerweise super funktionierenden TWISTED SISTER-Covers eine Chance geben.

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06.07.2022

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