Mansur - Karma

Review

MANSUR sind ein neues Projekt aus der Westentasche von Jason Köhnen (ex-THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE) und Dimitry El-Dermedashi (ex-PHURPA). Martina Horváth, die viele als Gastsängerin von THY CATAFALQUE kennen dürften, bringt ein wenig Stimme/Stimmung mit hinein. MANSUR spielen dabei einen eigenwillige Mixtur aus Elektronika mit traditionellen (orientalischen) Instrumenten wie Buzuki, Klangschalen, Percussion und vielen, vielen weiteren mehr gemischt. „Karma“ ist dabei nach der vorigen EP „Temple“ im Frühjahr 2020 das Debüt beim deutschen Label Denovali Records.

MANSUR sitzen bequem zwischen modernen Elektronika und orientalischer Mystik

MANSUR haben vielleicht nicht mehr die komplette Breitseite an Kehlkopfgesang und im Bauch hängen bleibenden meditativen Frequenzen, wie es noch PHURPA hatte, aber das exotische Instrumentarium erzeugt definitiv orientalische Mystik, wie MELECHESH sie in ihren Zwischenspielen haben, aber auch bei NECROS CHRISTOS etwa in manchen „Gates“ und „Temples“ auftaucht. Dabei klingen MANSUR aber sehr eigenständig, denn das ganze wird noch durch moderne Elektronika und natürlich stimmlich von Martina Horváth ergänzt.

Aber auch nicht in jedem Track, glücklicherweise. So gibt es mal mehr meditative Momente („Limina“,“Logos“), mal mehr an Gesang ausgerichtete Songs („Aurelius“,“Amor Fati“), aber mal auch mal an Techno orientierte Beats („Faustina“, „Premeditatio Malorum“). „Karma“ ist nachvollziehbar komponiert, durchstrukturiert und bleibt abwechslungsreich, strapaziert aber auch nicht die Geduld über. Der letzte Schliff fehlt allerdings noch so ein wenig.

„Karma“ ist ein klasse Debüt, das noch nicht mit allen Wassern gewaschen ist

Auch wenn rein oberflächlich auf „Karma“ schon alles sitzt, fehlt noch ein wenig der meditative Haken, oder auch: die Vibes, die einen das Album wieder und wieder auflegen lassen wollen. Zudem sind die Ideen gefühlt noch nicht hundertprozentig auskomponiert. Will heißen, dass so mancher Track sich als purer Elektroniktrack oder pures Instrumental vielleicht sogar besser und nachvollziehbarer gemacht hätte und auf „Karma“ manchmal ein wenig unentschieden im Raum schwebt. Das ist im Allgemeinen Meckern auf hohen Niveau, verstellt MANSUR aber (noch) den Weg in höhere Wertungsregionen.

Trotzdem eine Empfehlung für die nun wieder hoffentlich „ruhiger“ werdenden Tage: zum Runterkommen, zum neue Musik und neue Kultur Kennenlernen, zum Erfahren, was es heißt, wenn zwei sich eigentlich recht gegensätzlich gegenüberstehende Genres (Elektronik und instrumentale, orientalische Musik) nachvollziehbar vermischen.

01.02.2021

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