Manowar - Warriors Of The World

Review

Galerie mit 8 Bildern: Manowar - The Final Battle

Tja, sechs lange Jahre hat es nun gedauert, bis Herr de Maio bereit war, an das letzte reguläre Studioalbum „Louder Than Hell“ anzuknüpfen. Glücklicherweise wurde uns die Wartezeit mit unzähligen, sinnlosen Live-DVDs, EPs, Singles etc. verkürzt. Über die Notwendigkeit von sage und schreibe fünf (!!!) Live-DVDs in fünf Jahren will ich keine weiteren Worte mehr verlieren. Schande über dein Haupt Joey, Geldscheffeln ist nicht true!
Kurz nach dem erscheinen im Jahr 2002, auf Platz zwei der deutschen Charts festgewachsen, eine Vielzahl von jungen, alten, und bis dato Nicht-Metallern rekrutierend, befördert „Warriors Of The World“ unsere Jungs nun endgültig zur Speerspitze des Mainstream-Metal. Oh, was wurden die truen Näschen gerümpft, all zu unfein befand man derartige Omnipräsenz in TV und Magazinen. Und man teilt ja auch nicht gern mit anderen. Herrn de Maio schien das wenig zu stören, seiner Meinung nach sind ja alle Menschen potentielle True-Metaller, sie wissen es nur noch nicht.

Aber wenden wir uns dem zu, worum es eigentlich geht. Der Musik. Und die soll ja nach eigenen Angaben ja ganz ganz groß geworden sein. Und so haut der Opener „Call To Arms“ auch typisch kraftvoll und hymnenhaft aus den Boxen, ohrwurmlastig, in gewohnter Manier. Die Gitarrenarbeit ist im Vergleich zu „Louder Than Hell“ wieder etwas tiefgründiger ausgefallen, die Zeiten, in denen man zwei Minuten lang das selbe Riff benutzte, sind anscheinend vorbei. Prima Jungs, nur weiter so. Auch Eric Adams macht seine Sache sehr gut, zwar hört man hier und dort schon ein wenig heraus, wer da jetzt seine Stimmbänder über 20 Jahre hinweg extrem belastet hat, aber auch hier muss gesagt werden, dass Klein-Eric nach wie vor zu den überragenden Gesangstalenten seiner Gattung zählt. Textlich ist man mal wieder zu faul, vom hohen Schlachtross zu steigen, und serviert den geliebten, altbekannten Wortschatz.

Und so könnte alles gut werden, hätten sich MANOWAR nicht mit der Tracklist-Verteilung selber ins Auge gepinkelt. Und so gibt’s nach dem zweiten Track, welcher, um es kurz zu erwähnen, grauenhaft langweilige Restverwertung des ersten, inklusive Pathos in punkto elften Dezembers ist, ein wahrhaft merkwürdiges Schauspiel. So hagelt’s diesmal einige ungewohnte Experimente, Huldigungen an Elvis, italienische Arien, und belanglose Intro-Verschnitte. Zwischendurch eine nette Ballade, welche man aber mit „Master Of The Wind“ vor langer Zeit um Welten besser hinbekommen hat. Und bevor man sich nun endgültig verarscht vorkommt, den widerlich einfaltslosen Stampfer „Warriors Of The World“, welcher durch lebhafte VIVA/MTV-Sendungen die Runde machte, sich tot dudelte, und jetzt keinen Spaß mehr macht.

Tja, war’s das nun? Beileibe nicht, warum auch immer, aber die drei ausdrucksstärksten Songs hat man diesmal einfach ganz nach hinten verpackt. Vielleicht um sich für die davor produzierte Kacke zu entschuldigen. Ist zwar keine schlechte Idee, jedoch reicht das einfach nicht. Nicht falsch verstehen, „House Of Death“ oder „Fight Until We Die“ kommen sicherlich mit großartig Melodien und genug Dampf daher, um den Alltagsfrust spätabends beim heimischen Lauschen in die Schranken zu weisen, doch wo ist die einzigartige Klasse vergangener Großtaten wie „Wheels Of Fire“ oder „Black Wind, Fire And Steel?“ Auch wenn es „Früher-war-ja-allet-besser“-Gemaule ist, aber MANOWAR fangen an, etwaige Mängel aufzuweisen. Sei es Altersschwäche, die Ankunft in der modernen Musikindustrie, oder weiß der Deiwel was. Irgendwas fehlt einfach.

Und nun die Frage: „Soll ich mir als eingefleischter MANOWAR-Fan dieses Ding mit dem miesen Cover kaufen? Wegen drei bis vier guten Songs ein Schweinegeld ausgeben?“ Kurz gesagt: „Ja!“ Auch wenn es schwer fällt zuzugeben, das 21. Jahrhundert macht auch vor MANOWAR nicht halt, und so wie einst wird eben nix mehr. Aber auch heute noch sind die Jungs rund um unsere aller Liebling Joey de Maio auf jeden Fall einzigartig, und stehen weit über der großen Masse an True/Heavy-Metal-Bands. Man wird sie immer hassen, man wird sie immer lieben, letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen. Hail MANOWAR. Schön euch zu haben. Aber für dieses Album kann ich euch leider nicht viel geben.

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24.11.2006

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4 Kommentare zu Manowar - Warriors Of The World

  1. matthias ehlert sagt:

    He he… ein Super-Rewiew, wie ich finde, mehr davon in Zukunft…
    Inhaltlich bin ich gleicher Ansicht…
    Black wind, fiiiire and steeeeel!

    5/10
  2. metaleater63 sagt:

    Kompliment, super geschrieben!
    Habe das Ding noch nicht gehört, aber wenig Zweifel daran, dass Du völlig Recht hast.

    5/10
  3. Anonymous sagt:

    Wenn das Ding eine halb so lange EP wär’… boah, wär‘ das geil. Aber mit dem ganzen uninspirierten Füll-Kram drauf, nun ja. Manowar braucht man eigentlich nur bis zur "Kings of Metal". Um mich mal selbst zu zitieren (ja, ich weiß, wer sich selbst zitiert ist doof): Das war "ein Album wie aus einem Guß". Alles was danach kam ist Geschmackssache. Und angesichts der zunehmend debiler werdenden Real Life-Eskapaden des Herrn Demaio wird da wohl noch kaum einer mitziehen. Wobei ich der Meinung bin, dass man zwischen dem "Künstler" und seiner "Kunst" (nicht nur)im Metal-Bereich scharf trennen muss…

    7/10
  4. Anonymous sagt:

    Ooops, mir kam das Cover gleich so bekannt vor.. Da muss ich wohl mal wieder den Kalk aus meiner Leiste bürsten. Ich dachte doch glatt, das wäre ein review der neuen, irgendwann (?)kommenden CD. Ja, die letzte Manowar war die schwächste bisher und die letzte richtig gute war "Kings Of Metal", das ist auch klar. Aber die Frage bleibt: Wozu jetzt hier das review einer vier Jahre alten CD????

    5/10