Was lange währt, wird gut: nach einem Aufschub des Releases ist endlich das neue und bereits zwölfte Werk von MANOWAR auf dem Ladentisch (und dem der Redaktion). Lange wurde bereits im Vorfeld über Kleinigkeiten und bereits Bekanntes wie das Artwork oder vorausgehende Infos diskutiert, nun ist damit Schluss und die Fakten sind hörbar.
Die Amerikaner bleiben ihrem Stil weiterhin treu und geben sich gewohnt stahlhart – was hat man auch anderes erwartet? Von den „Kings of Metal“ können manche denken, was sie wollen, auf jeden Fall wissen die Amerikaner zu polarisieren, teilweise mit einfachen Mitteln.
Hören wir also einmal ohne Vorurteile und das Wissen um die teilweise große Unbeliebtheit von MANOWAR ins Album. Genauso episch wie das Artwork kommt auch der Sound daher – gewohnt imposant, groß, treibend. Karl Logans Riffs harmonieren ausgezeichnet mit den Drums von Donnie Hamzik, während Joey DeMaio dem Lord of Steel ins Gesicht blickt. Fanwidmungen mit „Manowarriors“ sind für MANOWAR selbstverständlich (gehört man jetzt als Hörer gleich dazu oder nicht?), „Born In A Grave“ ist, mit einem Augenzwinkern betrachtet, eine ausgefallene, langsamere und auch witzig zu nehmende Antwort auf den Vampirhype, an dem sich gerade die Jugend aufgeilt (oder auch nicht, passiert ja nicht gerade viel beim Glitzerschönling und der Mimikstarren). Gerade im Angesicht der Zeit ein wirklich passender Song.
Die Chorgesänge haben sich MANOWAR auch auf „The Lord Of Steel“ beibehalten, besonders deutlich bei „Righteous Glory“.
Die Ruhe der vorangegangenen beiden Liedern ist mit „Touch The Sky“ vorbei, hier gehen MANOWAR weg vom Geschichtenerzählen hin zum Predigen des Glaubens an sich selbst. An und für sich kein übler Song, kein übler Gedanke, kennt man aber zu gut, weil das irgendwie jede Band mal gemacht haben muss. Dafür überzeugt hier wieder das Solo. Textlich genauso lala ist „Black List“ – „Die Gesellschaft ist gegen uns, und wir sind gegen die Gesellschaft“. Ehrlich, Jungs, das sind Jugendparolen. Mir persönlich dauert auch das Songintro bis zum einsetzenden Gesang zu lang, dafür kommt die Gitarre echt knackig um die Ecke!
„Expendable“ – ja genau, vom Film inspiriert, passt aber sehr gut. Catchy, hart, man sieht förmlich Schwarzenegger und Konsorten vor dem inneren Auge. Zunächst passt der Song nicht ins Gesamtbild des Albums, klingt er doch nicht so typisch nach MANOWAR, aber durch den Rhythmus und die wippende Melodie bringt er auch herrlich frischen Wind. Gleichzeitig ist „Expendable“ leider auch der kürzeste Song auf „The Lord Of Steel“, hier hätten MANOWAR ruhig ein paar Takte mehr ranhängen dürfen.
Weiter geht es mit den Actionfilmen mit „El Gringo“, das MANOWAR für einen Film komponiert haben. Verglichen mit den beiden Anfangssongs haben MANOWAR mitten im Album ganz schön an Tempo verloren, holen das aber jetzt wieder auf. Nach „Expendable“ ist „El Gringo“ mit den typischen Glockenschlägen und Chören auch recht gut positioniert, doch was der Vorgänger zu wenig hatte, hat „El Gringo“ zu viel, die sieben Minuten wirken an manchen Stellen recht zerrig, wie eine Dauerschleife. Hier hätte man besser einen Cut gemacht, da das gute Stück so an Reiz verliert. Wer sich bei „El Gringo“ die Autos in der Wüste (aus dem Trailer) vorstellt, sieht die Leute aus lauter Verzweiflung verdursten, weil El Gringo fährt und fährt und fährt, im Film wäre das auch gekürzt worden…
„Annihilation“ bringt erstmals auf dem Album schöne hohe Screams. Auch wird hier schön das „Lord of Steel“-Thema wieder aufgegriffen und mit einem guten Solo abgerundet, wie für die Songstruktur von MANOWAR typisch.
Naja, das Thema „Anti-Sein“ musste ja auch irgendwie nochmal kommen. Das haben MANOWAR mit „Hail, Kill And Die“ nochmal aufgewärmt, da hier alle Kritiker an den Pranger gestellt werden, symbolisch von den Fans in den Chören.
Irgendwie ist man bei „The Kingdom Of Steel“ auch froh, den letzten Song des Albums erreicht zu haben. Der Abschluss des Albums ist äußerst schwer und düster, langsam und kalt. Gleichzeitig aber genauso imposant und rund, durch untergangsähnliche Orchesterklänge und die gute Balladenmelodie. Der Herr des Stahls ist zurück in seinem Königreich gekehrt und das Kapitel 12 bei MANOWAR somit geschlossen.
Insgesamt ist das Album rund, textlich zumindest stilistisch ausgefeilt, wenn auch inhaltlich sicher nicht so brillant wie andere. Was gut und schnell anfängt, geht gegen Ende eher mit schwacher Kondition voran. Man sollte MANOWAR sicher nicht totdiskutieren, wie und warum sich „The Lord Of Steel“ aus den Ketten sprengt, ist schon nachzuvollziehen. Betrachtet man den Zirkus um MANOWAR mit ein wenig Humor, hat man hier ein wirklich solides Album vor sich liegen, melodisch sicher, zumindest an einigen Stellen abwechslungsreich von Midtempo zu Uptempo und zurück zur Ballade. Der Sound ist, wenn auch weniger orchestral als sonst, doch unverkennbar, und zumindest die, die MANOWAR öfter hören, wissen, was sie an der Platte haben.
ein soundvergleich zwischen der cd & der download version (die ja grad was sound bzw produktion betrifft,zu großen diskussionen geführt hat) wäre in diesem review sicher hilfreich gewesen.
Ein solcher Vergleich ist aber auch nur möglich, wenn dem Rezensenten oder der Rezensentin beide Versionen zur Verfügung stehen. Ich gehe – da Saskia sich zu dieser Thematik gar nicht geäußert hat – mal davon aus, dass das hier nicht der Fall war.
Ha! Höre das Album egrade (2022) zum ersten Mal…und das einzige Kommentar-Thema, was hier schon drin steht, ist der Sound. 🙂
Und yepp, war auch mein erster Gedanke:
der Sound ist so unfassbar schlecht, als würde eine Schülerband im Hintergrund klimpern, hätte den Mist per 64er Bitrate MP3 (oder übers Telefon) an Joey Mayohirn geschickt und der hat dann seinen Standard drüber geträllert.
Ansonsten klingen die Songs ganz nett. Und mensch muss zu Manowar ja nicht zum 4711. mal dieselben Diskussionen führen…eher als Comady nehmen.
Zum Vergleich fehlen mir all die Platten seit „Kings of Metal „..geht aber okay rein.