Eigentlich reizt das vierte MANNHAI-Album zu einer kurzen Wisch-und-weg-Rezension, aber dank der Mitwirkung vom ehemaligen AMORPHIS-Sänger Pasi Koskinen dürfen sich die Finnen zumindest eines gewissen Grundinteresses sicher sein. Und da „Hellroad Caravan“ schon eine Weile zu haben ist, schrauben überwiegend gute bis sehr gute Kritiken den Erwartungspegel in die Höhe.
Vom ersten Eindruck sollte sich hier jedoch niemand täuschen lassen, denn MANNHAI fahren zwar einen ordentlichen Stoner-Sound auf, der vor allem von Riffs getrieben wird, die man – wie so oft – der Tony-Iommi-Schule zurechnen darf, doch der Drang, das Album länger als für drei Songs am Stück im Abspielgerät rotieren zu lassen, hält sich merklich in Grenzen. Dafür sorgen bieder abrockende Nummern, denen weder die hypnotische Doom-Wirkung noch eine verbindende Gesamtdynamik abgewonnen werden kann. Hier müsste alles variabler und fieser sein, um wirklich eine Marke im Heavy-Rock-Zirkus zu hinterlassen. Es gibt so einige Bands, die fast auf dem Niveau von NEBULA, FU MANCHU oder den SPIRITUAL BEGGARS rocken – von ASTROSONIQs diesjährigem Feuerwerk der Abwechslung auf „Speeder People“ mal ganz zu schweigen. Und wer noch mehr Rock und weniger Stoner will, der kann beispielsweise zur aktuellen MUSTASCH greifen. MANNHAI könnten bei diesen Bands eine gute Vorgruppe abgeben. Ein abgehfreudiges Publikum mit einem gewissen Grundspiegel an THC und/oder Alkohol im Körper würde der Atmosphäre im „Hellroad Caravan“ vermutlich sehr förderlich sein, aber das kann von den Stuttgartern GASCOINE, die in diesem Jahr ihr Debüt veröffentlichten, auch behauptet werden. Merke zudem: Ein Gitarrensolo macht noch keinen neuen Song – zumindest keinen besonders interessanten, wenn man nahezu die gleichen Riffs abspult, die schon während der ersten drei Songs verwendet wurden. Es hilft dann auch nicht mehr, das Stück mit einigen relaxten Sekunden auspendeln zu lassen.
Helfen könnte hier allerdings ein Sänger, der das Ganze mit seiner Stimme hochzieht. Was macht also Pasi? Er passt sich dem Niveau an. Wenn ein Song mal gelungen groovt (’Better Hate Yesterday’), dann erreicht er möglicherweise „Tuonela“-Niveau. ’Mojo Runner’ kann auf einen eingängigen Chor verweisen. Bei ’Overdaze’ („I got a oneway ticket to outer space / that’s where I’m going to spend my days – oh yeah”) wird aber klar, dass hier die Melodien fehlen, über die er sich mit seiner Stimme schlängeln könnte. Folglich tritt er im Gegensatz zum genannten AMORPHIS-Album kaum in den Vordergrund und seine eigene Performance ist über weite Strecken nicht stark genug, um verlässlich zu führen und Akzente zu setzen. Vielleicht bekommt er von der Lässigkeit eines Dave Wyndorfs (MONSTER MAGNET) mit der Zeit was ab oder besinnt sich auf alte Qualitäten, doch mit diesem Album vermitteln Pasi und seine drei Begleiter zu selten die Ausstrahlung, die aus einem ordentlichen Handwerkserzeugnis leidenschaftliche Funken sprühen lässt.
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