Manngard - Circling Buzzards
Review
Genau so muss sie sich anhören, die vertonte Flucht des Babyhasen vor seinem natürlichen Feind. Auf weiter Flur schlägt er Haken um Haken und prescht ungestüm weiter in Richtung rettendes Dickicht, nur um kurz inne zu halten, nach seinem Verfolger zu sehen (Fehler!) und dann weiter zu stürmen. Dumm nur, wenn der natürliche Feind am Ende doch seine Greifer in das Genick des armen Fellknäuels gräbt und es gnadenlos tötet. Und wer jetzt zu mir sagt, dass dieser Vergleich weit hergeholt sei, der betrachte sich bitte den Albumtitel dieser Platte!
Doch selbst wenn „Circling Buzzards“ einen Titel wie „Scheiße in Dosen“ tragen würde: Die Norweger von MANNGARD wirken auf dem erstmals auch außerhalb ihres Heimatlandes erscheinenden Debütalbum durchgängig wie ein verstörtes Stück Jungwild, das ziellos durch die Gegend wütet, um dem sicheren Tod zu entgehen. Hier hat wenig Hand und Fuß, fast kein Gedanke scheint rationalen Urspungs zu sein. Viel mehr wird der Hörer mit Kurzschlusshandlungen, die einer Paniksituation entsprungen sind, konfrontiert. Grind, Hardcore, Thrash – alles wild durcheinander gewürfelt, Verbindungsstücke Fehlanzeige. Die Fachsprache nennt so ein nur aus Fragmenten bestehendes Stil- und Geschwindigkeitskauderwelsch wohl Geschwurbel.
Dabei muss den Jungs allerdings zugute gehalten werden, dass sie die einzelnen Komponenten ihrer planlosen Flucht wohl beherrschen. Allerdings bleiben sie stets zum falschen Augenblick mit einem unnötigen Break stehen oder unterbrechen ihr fieses Geknüppel gerade dann mit einem wuchtigen Groove, wenn sich die Rotationsgeschwindigkeit der eigenen Matte dem High-Speed des anscheinend mit einer Duracell-Batterie ausgestatteten Hasen angenährt hat. Bestes Beispiel: das in jeder seiner Einzelkomponenten überzeugende, in der Gesamtheit allerdings funktionsuntüchtige „Safe With Me“.
Ein weiterer Schwachpunkt: Die Vocals nerven durch die Bank. Entweder als HC-Shouting, Thrash-Gebrülle oder undefinierbares Keifkreischen an den Mann gebracht, wird einem der letzte Nerv geraubt: zwar zu jeder Sekunde aggressiv, aber eben jene Aggressivität auch blindings verschießend und somit jedwede Wirkung verfehlend.
Und wer sich jetzt immer noch nichts unter MANNGARD (der BM-Assoziationen weckende Bandname tut sein Übriges zum unschlüssigen Gesamtbild!) vorstellen kann, dem sei folgendes gesagt: Stellt Euch vor, THE DILLINGER ESCAPE PLAN und INTO THE MOAT würden parallel ihre verqueren Songkonstrukte aus den Boxen ballern, während im Hintergrund MESHUGGAH mal mächtige, mal vertrackte Grooves vom Stapel lassen und über allem eine SLAYEReske „Undisputed Attitude“ liegt. Wem diese krude Mischung zusagt, der verzehrt sowieso Reißnägel zum Frühstück und entspannt sich zu Bands wie PSYOPUS.
Unbedarfte und „zartbesaitete“ Metaller müssen nach „Circling Buzzards“ allerdings jemanden töten. Und wenn es nur ein im Sturzflug gerissenes Karniggel auf dem Feld ist…
Manngard - Circling Buzzards
Band | |
---|---|
Wertung | |
User-Wertung | |
Stile | Death Metal |
Anzahl Songs | 9 |
Spieldauer | 30:18 |
Release | 2006-04-03 |
Label | Candlelight Records |