Musikalische Änderungen bedeuten nicht immer eine Frischzellenkur im Sound einer Band. Nachdem MANILLA ROAD den für sie typischen Sound mit ihrem dritten Album, dem Genreklassiker “Crystal Logic”, endlich etabliert und mit “Open The Gates” und “The Deluge” auf gleichem Niveau nachgelegt hatten, stand Mastermind Mark ‘The Shark’ Shelton der Sinn wohl nach neuen Nuancen im Bandsound. “Mystification” hieß das erste Album auf dem Einflüsse aus der gerade populären Thrash-Metal-Bewegung zu vernehmen waren. Das 1988 erschienene Album “Out Of The Abyss” spinnt den Faden sogar noch ein Stück weiter und stellt die Thrash-Einflüsse noch weiter in den Vordergrund.
Dass sich das mit der besonderen Atmosphäre von Veröffentlichungen aus dem Hause MANILLA ROAD nur schwer in Einklang bringen lässt, konnte man schon auf “Mystification” erahnen – hier war die Mischung allerdings ausgewogener. Es gibt sie auch auf “Out Of The Abyss”, diese besonderen Momente, die Fans seit jeher an der Band lieben und die MANILLA ROAD auch heute noch auszeichnen. “Return Of The Old Ones”, “Helicon” und “War In Heaven” sind solche Songs, die den Songs des Vorgängers in nichts nachstehen und eine mystische Atmosphäre verbreiten, wie sie auch auf den großen Alben der Band zu finden ist. Auf der anderen Seite verzettelt sich das Trio viel zu häufig und man hat hier und dort das Gefühl, dass die Band gar nicht weiß, wo sie eigentlich hin will. Aggressive Stücke wie der Opener “Whitechapel”, “Black Cauldron” oder der Titeltrack verfügen über ein durchaus hohes Energielevel, können aber trotz guter Ansätze nur wenig Nachhaltigkeit vorweisen und klingen zu beliebig. “Rites Of Blood” geht wiederum als starker Song über die Ziellinie, wohingegen sich mit “Slaughterhouse” und “Midnight Meat Train” auch zwei komplette Ausfälle auf dem Album befinden. Das Hauptproblem von “Out Of The Abyss” kann man leicht auf die im Prinzip schon genannten Faktoren reduzieren. Das Riffing vom Shark lässt zum ersten Mal in der Karriere der Band die gewohnte Brillanz vermissen und klingt zudem zu wenig ausgefeilt und teilweise lieblos aneinander gereiht, was sich natürlich schwerwiegend auf das Songwriting an sich auswirkt. Da können auch ein paar interessante Rhythmusfiguren des Schlagzeug und die drei erwähnten Albumhighlights hinwegtäuschen.
Man hat immer wieder das Gefühl, dass die Band sich eine Pause gönnen und nach den Glanzleistungen der letzten fünf Jahre – immerhin wurden drei Klassiker in Folge veröffentlicht – die Batterien vernünftig wieder hätte aufladen sollen. Es ist MANILLA ROAD auf “Out Of The Abyss” einfach nicht gelungen den Vorsatz, die Thrash-Elemente weiter in den Bandsound einzuweben, in die Tat umzusetzen. Dass das durchschnittliche Niveau von “Out Of The Abyss” aber nur ein Ausrutscher war, zeigt die Band schon zwei Jahre später, als sie mit “The Courts Of Chaos” wieder Fahrt aufnimmt.
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