Manilla Road - Crystal Logic

Review

Mit “Invasion” und “Metal” gaben MANILLA ROAD 1980, bzw. 1982 erste Lebenszeichen ab. Veröffentlicht wurden die beiden Scheiben über das Bandeigene Label Roadster Records. Der wichtige Schritt nach vorne sollte aber nicht mit einer neuen LP, sondern der Beitrag zu einem Sampler (“US Metal Vol. 3”/Shrapnel Records). Der Song “Flaming Metal System” war nicht nur das beste Stück auf dem Sampler, er öffnete Mark Shelton und seiner Band viele weitere Türen und führte schlussendlich zu dem Album, das heute zu Recht als Klassiker, sondern auch als Messlatte für jedes kommende Album im Epic-Metal-Bereich gilt: “Crystal Logic”.

Bislang hatten MANILLA ROAD  mit den beiden Vorgängern solide Kunst abgeliefert, so richtig wusste die Band aber nicht wo sie steht. “Flaming Metal System” hingegen wirkte wie eine Frischzellenkur und nichts sollte so bleiben, wie es war. Das 1983er Werk beginnt mit einem spannungsaufbauenden Intro, das in den ersten Klassiker der Scheibe über geht. “Necropolis” ist als Opener perfekt gewählt: knackig, kurz, hochmelodisch und schön kauzig vor sich hin riffend, sorgt die Nummer schon nach wenigen Takten für die erste Gänsehaut des Hörers. MANILLA ROAD schießen hier ihr “Breaking The Law” ebenso locker aus der Hüfte, wie es drei Jahre zuvor JUDAS PRIEST mit ihrem Hit machten. Ein Einstieg zum Niederknien, fürwahr. Doch “Necropolis” ist nicht das einzige Highlight auf dem Album. Mit “Flaming Metal System” und dem doomig angehauchten Titeltrack folgen gleich zwei weitere Nummern für die Ewigkeit. Wobei sich erst genannte Nummer nicht auf dem Originalalbum befindet, sondern bei den Neuauflagen als Bonustrack hinzugefügt wurde. Tut der Sache aber keinen Abbruch, denn auch ohne diesen Track ist “Crystal Logic” unantastbar.

Die epischen Songstrukturen sind hier erstmals richtig ausgearbeitet, Mark singt besser als auf den Vorgängern und die Spannungsbögen sitzen auch perfekt, was dem Album eine ganz eigene Atmosphäre gibt. Eine düstere Nummer wie das schleppende “The Veils Of Negative Existance” kann problemlos neben aggressiven Stücken wie “The Ram” oder “The Riddle Master” mit ihren hypnotisierenden Riffs stehen. Vor allem “The Riddle Master” ist mit einem ebenso simplen, wie effektiven, weil mächtigen Riff ausgestattet worden, so dass man gar nicht umhin kann und die Matte im Takt schütteln muss. MANILLA ROAD setzen aber nicht auf billige Effekthascherei, man kann die majestätische Epik, die die Songs versprühen, fast fühlen und man wird als Hörer immer wieder von den Songs gefangen genommen. Alle Stärken, die die Band auf ihrem dritten Album in den verschiedenen Songs etabliert, kulminieren in der über zwölf Minuten langen Göttergabe “Dreams Of Eschaton”. Spätestens hier dürfte jedem klar sein, dass Mark ‘The Shark’ Shelton und seine Band einen völlig eigenständigen Sound kreiert und somit ein ganzes Genre geprägt haben. Da spielt es auch keine Rolle, dass sich mit “Feeling Free Again” eine Nummer auf dem Album befindet, die wie ein Überbleibsel aus der Anfangsphase der Band klingt.

“Crystal Logic” ist das, was man gemeinhin als Meilenstein bezeichnet. Kaum eine andere Band vermag es derart erhabene Hymnen zu schreiben und die typischen Klischees zu bedienen, ohne dabei klischeehaft zu sein. Hier wird dem Hörer ganz große metallische Kunst geboten, der man sich nicht entziehen kann. “Crystal Logic” gehört in jede nur halbwegs anständige Sammlung.

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03.10.2013

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