Falls es irgendjemand noch nicht mitbekommen haben sollte: Die MANIC STREET PREACHERS haben ein neues Album. Das ist an sich ein großes Thema für jeden Musikinteressierten. Aufgrund der nur entfernten Verwandtschaft zum Metal kann man sich als Metalmagazin aber auch mal eine etwas verspätete Rezension leisten. Das Ding heißt übrigens recht programmatisch „Futurology“, es geht um Europa und Zukunft und um die Zukunft Europas.
Über die Band muss man nicht viele Worte verlieren. Die MANIC STREET PREACHERS sind seit mittlerweile fast 30 Jahren aktiv, hatten mehrere Hitsingles und –alben und sind jedem zumindest vom Namen her ein Begriff. Als erstes fragt man sich beim Hören von „Futurology“, ob das Album wirklich von 2014 ist. Die Scheibe klingt nicht etwa bemüht oder gekonnt retro, nein, sie klingt wie aus der Zeit gefallen. Bezogen auf einen Song wie „Walk Me To The Bridge“ ist das schon einmal nicht als Kompliment aufzufassen. Der erinnert wirklich ganz unangenehm an „Summer of ’69“ und allem was die Achtziger noch so Übles zu bieten hatten. „Europa Geht Durch Mich“ ist die volle Packung NDW und Schauspielerin Nina Hoss möchte man nach ihrer Feature-Darbietung wie so vielen ihrer Berufsgenossen augenblicklich einbläuen, dass Schauspiel und Gesang dann noch nicht so nahe beieinander liegen, dass eine Doppelbegabung jedem vergönnt wäre. Ähnlich schwach kommt auch das Instrumental „Dreaming A City (Hughesovka)“ daher. Fast fünf Minuten Spieldauer sind einfach zu viel, wenn statt improvisiert klingender Gitarrenmelodie und spacigen Effekten nicht viel passiert.
Auf der Haben-Seite steht beispielsweise „Black Square“. Mit ein bisschen mehr Energie im Gesang und einer ruhigen und düsteren Grundstimmung überzeugen die MANIC STREET PREACHERS hier durchaus. Auch „Between The Clock And The Bed“ geht als unaufgeregter Popsong mit verfremdeten, metallischen Drums soweit durch. Generell enthält die zweite Albumhälfte ein paar mehr der großen Melodien, die die MANIC STREET PREACHERS dahin gebracht haben, wo sie heute stehen. So endet die Scheibe auch recht gefällig mit dem treibenden „The View From Stow Hill“ und zeigt mit „Mayakovsky“, dass ein Instrumental nicht langweilen muss.
„Futurology“ ist sicherlich kein herausragendes Album. Betrachtet man die Musik ohne den großen Namen davor, ist es sogar ziemlich durchschnittlich. Ein krudes Europa-Konzept und ein paar Soundreferenzen allein machen noch keine große Kunst. Was fehlt sind die guten Songs. Auch die vielfältigen Einflüsse aus verschiedensten Genres der Rock- und Popmusik, eine Art Markenzeichen der Band, wollen sich diesmal nur selten zum homogenen Ganzen verbinden. Ein paar Highlights gibt es zwar zu hören, genau so oft schwebt der Finger aber über der Skip-Taste. Eine kleinere Band hätte es hiermit schwer gehabt.
Kommentare
Sag Deine Meinung!