Manheim - Nihil

Während immer mehr großartige Black-Metal-Bands aus Polen in Deutschland Anklang finden und auch die Ukraine für so manche Perle bekannt ist, ist es um die restlichen, ehemaligen Ostblockstaaten ziemlich ruhig – Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Entsprechend ist eine kroatische Band schon fast ein Exot im Redaktionsalltag. Musikalisch allerdings ist das MANHEIM-Debütalbum „Nihil“ deutlich nördlicher angesiedelt und unternimmt gleichzeitig eine kleine Zeitreise – bei dem Namen sicherlich auch kein Wunder.

Zurück ins Norwegen der Früh- und Mittneunziger geht es. „Nihil“ orientiert sich, und das auch nach Angaben der Band, an den wohlbekannten Verdächtigen. Passend dazu gibt es mit „Deathcrush“ obendrauf noch ein MAYHEM-Cover. Wo sonst schnell der Stempel „Kopie“ zur Hand ist, wäre das gegenüber MANHEIM ein viel zu negatives Wort. Originell ist „Nihil“ selbstredend nicht, aber dem Hörgenuss steht das nicht im Weg. Allein für die druckvolle, aber eben nicht klinisch moderne Produktion gebührt den Kroaten einiges an Lob. Aber auch für die Dynamik des Songmaterials, die sich wie selbstverständlich an Bands wie DARKTHRONE, MAYHEM oder eben auch bzw. ziemlich deutlich KHOLD orientiert, heimsen MANHEIM Punkte ein. Zwischen typischer Rohheit und einem nicht zu unterschätzenden Punk-Flair einerseits und fein durchdachten sowie überraschend getragenen Momenten mit hypnotischen Schüben (man nehme nur die letzte Minute von „Hitting The Wall“) andererseits, gibt es eine Menge Raum für Abwechslung. Durchgehend agieren MANHEIM aber auf die stilistischen Grenzen limitiert und greifen lediglich mit ein bisschen Keyboard-Geklimper (z.B, im Titelsong) deutlich daneben – wirkt einfach überflüssig. Ebenfalls nur „nett gemeint“ ist das „Deathcrush“-Cover zum Albumende: ordentlich gemacht, nur eben kein Vergleich zum Original.

Löblich aber, dass eben das Cover eher unnötig wirkt und nicht die eigenen Songs, denn der umgekehrte Fall kommt traurigerweise öfter vor als man denken möchte. „Nihil“ ist grundsolider, bodenständiger Black Metal, der MANHEIM ein ganzes Stück über die plakativen Norwegen-Abklatsche des neuen Jahrtausends erhebt. Ordentlich!