MÅNEGARM bleiben sich auf ihrem neunten Album „Fornaldarsagor“ treu und präsentieren ein weiteres Mal einen dynamischen Mix aus melodischem Death Metal, einer Prise Black Metal und folkigen Melodien. Alle Trademarks, die Fans lieben gelernt haben, sind also nach wie vor dabei.
MÅNEGARM bleiben sich musikalisch treu
Textlich umschiffte die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Formation aus dem schwedischen Norrtälje eigentlich schon immer die derbsten Wikinger-Klischees, aber diesmal hat sich Frontmann Erik Grawsiö tief durch die schwedische Geschichte gewühlt und ist in mythischer Zeit stehengeblieben, als Schweden noch aus einem Svea- und einem Göta-Reich bestand und die Könige Namen wie Harald Hildetand und Sigurd Ring hatten.
Ersterer machte sich übrigens, als er bereits über 150 Jahre auf dem Buckel hatte und ein sieches Ableben bedrohlich näher rückte, ernsthafte Gedanken darüber, wie er wohl endlich nach Valhall einziehen könnte, und zettelte daraufhin eine riesige Schlacht an, um eines Kriegers angemessen auf dem Schlachtfeld zu sterben („Slaget vid Bråvalla“). Der Opener „Sveablotet“ handelt wiederum von der später vollzogenen Christianisierung, die nicht ohne Heimtücke und Niedertracht zustande kam… Es lohnt sich also, in die textliche Ebene der „Fornaldarsagor“ einzutauchen und sich näher mit den wikinger- und vendelzeitlichen Mythen und Geschichten zu beschäftigen.
Textlich dringt „Fornaldarsagor“ bis in Schwedens mythische Vorzeit vor
Aber auch musikalisch ist „Fornaldarsagor“ ausgesprochen kurzweilig. Und legt erst einmal rasant los: „Sveablotet“ ist eine flotte und eingängige Uptempo-Nummer. Der Song lässt aber auch die Liebe der Schweden für ausgefeilte Details erkennen: Der Zwischenpart mit den Twin-Leads, der in den zweiten, ungleich melodischeren Refrain mündet, ist jedenfalls ziemlich ergreifend und kompositorisch geschickt. „Hervors arv“ ist nicht weniger flott und setzt abwechselnd auf melodische und rifforientierte Gitarren – hier sticht der temporeduzierte Mittelteil heraus, wo man als Fan bereits die Fäuste zur Anfeuerung in die Höhe reckt. „Slaget vid Bråvalla“ wechselt zwischen schwerer Epik und überraschendem Angriff und zeichnet somit die textlich dargestellte Schlacht angemessen nach. Gefühlvoll wird es bei „Ett sista farväl“, das weiblichen Gesang, Geigen und Chöre auffährt. Ein tolles Stück mit gelungener Melodieführung.
Bis hierhin ist „Fornaldarsagor“ eine starke Viking-Metal-Platte, die sich durch Vehemenz, Melodie und auch seine Vielseitigkeit auszeichnet. In der zweiten Albumhälfte können MÅNEGARM die Spannungskurve jedoch nicht immer so hoch halten: Während „Tvenne drömmar“ durch seine Gitarrenleads einen hohem Wiedererkennungswert hat und der Abschluss mit dem sanften, auf der Akustikgitarre gezupften „Dödskvädet“ ein weiteres Mal ergreifend ist, fallen „Spjutbädden“ und „Krakes sista krig“ etwas ab; jedenfalls hat man die Schweden schon zupackender und zielgerichteter erlebt als hier.
Trotz kleiner Einschränkungen ist „Fornaldarsagor“ ein gelungenes Album
Trotz dieser kleinen Einschränkung ist „Fornaldarsagor“ aber ein rundum gelungenes Album. Es enthält vielleicht nicht solch einen Gassenhauer wie „Odin Owns Ye All“ vom letzten Album, die Songs zeichnen sich aber durch viele Melodien und Hooks aus, genauso wie zupackende Passagen nicht zu kurz kommen. Und auch dass MÅNEGARM auf Neuerungen weitgehend verzichten, ist kein echter Minuspunkt, denn die Schweden haben in der Vergangenheit bereits für eine nicht zu knappe stilistische Bandbreite gesorgt, die weiterhin trägt, ohne dass es negativ auffällt. Fans dürfen also blind zugreifen und werden zu keiner Zeit enttäuscht.
Mir gefällt das Album sehr, sehr gut. Als Gesamtwerk gesehen halte ich es für das drittbeste Album von Månegarm, wobei die Abstufung aller Alben extrem klein ausfällt.