Nach langem Darben in seiner eigenen kleinen, aber feinen Genre-Nische rückt der Prog-Rock in den letzten Jahren wieder stärker in den Mittelpunkt des allgemeinen musikalischen Interesses. So darf nun auch eine Band wie MANDRAKE PROJECT darauf hoffen, ein breiteres Publikum zu finden. Die wichtigsten Qualitäten sind jedenfalls vorhanden: Ein eigenständiger Sound mit Wiedererkennungswert, anspruchsvolle und vielschichtige Kompositionen, gepaart mit einer ordentlichen Prise Eingängigkeit und poppigen Melodie-Ohrwürmern. Und dass PORCUPINE-TREE-Mastermind Steven Wilson Gefallen an der Band gefunden und sie dem für hochwertigen Prog-Rock bekannten Label Glassville anempfohlen hat, sagt im Grunde bereits mehr als genug über die musikalische Qualität des Dargebotenen aus.
Als Einflüsse verweist die Band unter anderem auf David Bowie, Peter Gabriel, 10cc und die großartigen Art-Rocker SIGUR RÓS. Letztere haben zwar insbesondere im Hinblick auf die verträumte Atmosphäre die Nase vorne, starkes Songmaterial findet sich aber auch auf Transitions zuhauf. Das fängt mit dem Titeltrack als sphärischem Feelgood-Opener an und setzt sich über das an COLDPLAY erinnernde „Black Bag“ und das psychedelische „The Old Is New“ bis hin zum ruhigen Streicher-Epilog „Rain“ fort. Leider halten nicht alle Stücke dieses hohe Niveau. So erscheint mir „We Are You“ eine Spur zu konventionell geraten, und das Instrumental-Stück „Temptress“ zu belanglos, während „Given Away“ einfach viel zu abrupt endet.
Auffällig ist die recht kompakte Struktur der Stücke, die größtenteils deutlich unter der 5-Minuten-Marke bleiben. An einigen Stellen hätte man sich durchaus gewünscht, dass die Band ihre Songs durch weiteres Variieren der musikalischen Grundthemen weiter ausdehnen würde. Dadurch bekämen auch die insgesamt acht Musiker mehr Spielraum für das auf „Transitions“ extrem breitgefächerte Instrumentarium, das neben den obligatorischen Gitarren, Bass und Schlagzeug auch Analog-Synthies und die vier gängigen Streich-Instrumente umfasst. Hinzu gesellt sich die gefühlvolle Stimme von Frontmann John Schisler, die etwas stärker im Vordergrund steht als auf den beiden Vorgängeralben.
Nicht zuletzt durch ihren Abwechslungsreichtum können MANDRAKE PROJECT punkten. Dieser ergab sich im Falle von „Transitions“ bereits aus dem Songwriting-Ansatz, bei dem jedes Mitglied eigene Ideen erarbeitete, die dann von der gesamten Band ausgestaltet wurden. Die Band selbst vergleicht diesen Ansatz mit der Arbeitsweise von PINK FLOYD bei deren „Ummagumma“-Album. Das Endergebnis wirkt jedoch tatsächlich in sich stimmiger und runder als beim prominenten Vorbild. So lässt sich beinahe über die kleineren Unzulänglichkeiten hinwegsehen, die verhindern, dass aus einem guten Prog-Rock-Album ein herausragendes geworden ist.
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