Mit Promikindern ist das immer so eine Sache. Die einen bleiben ewig im Schatten ihrer berühmten Eltern und die anderen brechen unter der Last Ihres Familiennamens zusammen. Als Wolfgang Van Halen das Debut seines Soloprojekts MAMMOTH WVH ankündigte, spottete das halbe Internet über den dicklichen Promi-Spross. Wider Erwarten gelang Wolfgang mit seinem Debut ein echter Achtungserfolg: Es schaffte es, sich als versierter Multiinstrumentalist und eigenständiger Künstler zu etablieren.
Nach der Ankündigung seines zweiten Albums sind die Unkenrufe noch nicht ganz verstummt. Nicht wenige Internet-Trolle sind missgünstig und lechzen förmlich nach dem Scheitern von MAMMOTH WVH. Doch etwas hat sich bei Wolfgang Van Halen verändert. Der viele Online-Hass scheint ihn abgehärtet zu haben. Der sympathische Amerikaner wirkt gleichzeitig entspannter und dennoch entschlossener. Doch wie schlägt er sich auf seinem zweiten Album?
MAMMOTH WVH : Wer hat den Zylinder versteckt?
Beim ersten Durchlauf fällt direkt auf, dass das Riffing eine metallische Note gewonnen hat. Zwar kann man auch auf „ II“ nicht erwarten, dass WVH die Death-Growls auspackt, doch die neuen Stakkato-Riffs, mischen den sonst so gefälligen Radiorock auf. Wenn man sich die wirklich exzellente und gereifte Stimme des Musikers so anhört, wird man allerdings erst mal ein wenig stutzig:
Die Gesangslinien erinnern stellenweise an die FOO FIGHTERS und häufiger an MYLES KENNEDY, den Frontmann von SLASH’s Solo-Band. Es ist nicht so, dass es stören würde, doch die Ähnlichkeit mit diesen Künstlern ist nicht von der Hand zu weisen. Die Handschrift von Produzent Michael Baskette ist deutlich zu erkennen: Dieser ist nämlich der Haus und Hofproduzent von SLASH und MYLES KENNEDY.
Nomen Est Omen
Obwohl sich MAMMOTH WVH nicht deutlicher von Vater Eddie unterscheiden könnte, entschloss sich WVH dazu, mehr Lead-Gitarren in seine neuen Songs einzubauen. Spätestens als die Axt bei „Another Celebration At The End Of The World“ aufheult, freut sich der Zuhörer über ein weiteres Element, welches bei anderen Vertretern des Mainstream-Rocks schmerzlich vernachlässigt wird. Das gesamte Genre scheint nämlich im Post-Grunge Sumpf der frühen 2000er festgefahren und nicht selbstständig daraus zu befreien zu können. Wie gut, dass WVH den Karren aus dem Dreck zieht und ihn ordentlich poliert.
Ein Song wie „I’m Alright“ macht die musikalische Marschrichtung auch textlich klar. Es handelt sich hierbei um eine klare Absage an die, die WVH dazu nötigen wollen, an seinen persönlichen Vorlieben vorbeizumusizieren. „Waiting“ ist hingegen ein echter Rohrkrepierer. Der Song ist einfach zu süßlich und lässt sämtliche Ecken und Kanten vermissen. Der Rausschmeißer „Better Than You“ macht es allerdings wieder wett und begeistert mit seinen cleveren Lyrics. Nicht schlecht für ein sogenanntes Promikind.
MAMMOTH WVH: Rockstar oder Rotzblag?
Der Name VAN HALEN ist bei Wolfgang Fluch und Segen zugleich: Die Häme, der Spott sowie die großen Erwartungen, die andere an ihn stellen, sind eine nicht zu unterschätzende Last. Andererseits öffnet ihm sein Name alle Türen und gibt ihm die Möglichkeit, als Künstler unterwegs zu sein. MAMMOTH WVH’s zweites Album ist das Werk eines Musikers, der weiß, wo seine Reise hingeht und über eine eigene, individuelle Stimme verfügt. Der gute Wolfgang erwähnte in einigen Interviews seine Bewunderung für FOO FiGHTERS-Chef Dave Grohl. Warum das so ist, ist seltsam: Besser als er ist er nämlich bereits jetzt.
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