Malpractice - Deviation FromThe Flow

Review

„Smørrebrød, Smørrebrød røm, pøm, pøm, pøm“ schmettert der dänische Chefkoch mit den flinken Händen. „Hoite machen wär äne schönä Zöhdäh! Dazu nähmön wär viel Melödäi und mächtäg viel Gefröckel!“ Spricht’s und schmiert schon mal die gute dänische Butter auf die neue MALPRACTICE.

Doch Professor Bunsen ist noch rechtzeitig vor Ort, um Schaden abzuwenden.

„Aber, aber, mein lieber Chefkoch… diese Band kommt nicht aus Dänemark… es handelt sich hier vielmehr um Finnen, die uns bereits das vierte Studioalbum vorlegen. Ich habe ein Gerät entwickelt, welches zudem die Einordnung des Genres automatisch vornehmen kann. Und wer anderes als unser werter Assistent Beaker würde sich freiwillig bereit erklären, diesen Automaten für uns auszuprobieren!“ Natürlich wird Beaker nach einem resignierten „Miep Miep!“ zerfetzt, aber das Gerät arbeitet ansonsten fehlerfrei, so dass wir uns auf des Professors durchgeführte Expertise durchaus verlassen können.

Die vier Finnen klingen auf „Deviation“ frisch und recht unverbraucht, auch wenn ihr proggiger Power Metal mit leichten Thrash Anleihen natürlich keine ureigene Erfindung darstellt. Während sich das Gros vergleichbarer Bands in Griffbrettwichserei, nervigen Trommelkunststückchen und hirnverrenkendes Bassgeblubber verrennen, schaffen MALPRACTICE es, echte und eingängige Songs zu schreiben. Noch ist nicht jeder davon ein 100%-Treffer, doch überwiegen die guten, hookigen Tracks mit manchmal zwar poppigen, aber nie seichten Refrains, die größeren Wiedererkennungswert haben.

Sicherlich kann man zu dem in der Bandinfo genannten DREAM THEATER in qualitativer Hinsicht nicht ganz aufschließen und wenn nicht die Maschine des Professors den armen Beaker bereits in Stücke gerissen hätte, dann sicher die leicht unverschämte Behauptung, man sei der legitime Nachfolger von Petrucci, Portnoy + Co.
Dennoch sind gerade mit „The Long Run“(prächtig!) und „Circles In The Sand“ zwei fesche Kleinodien auf der Platte vertreten, die sofort in Herz und Hirn treffen und sich auch nach diversen Durchläufen nicht abnutzen wollen. Zudem wissen die vier Herren, wie herum sie ihre Instrumente zu halten haben, wobei es wie es oben schon Erwähnung gefunden hat, nicht zu selbstdarstellerischen Fingereien kommt. Im Gegenteil, die Band spielt tight als Einheit zusammen; da fügen sich auch die ziemlich virtuosen Soli perfekt ins Gesamtbild, ebenso wie Sänger Mika Uronen, der sein Handwerk versteht und mit seiner charismatischen Stimme nie Gefahr läuft, dem Hörer das Scrotum detonieren zu lassen.

Und wie die Gerätschaft von Prof. Bunsen ebenso präzise erkennt, ist natürlich noch einiges an Arbeit vonnöten, um zu den Vorbildern noch näher aufschließen zu können. So könnte die bereits annehmbare Produktion noch ein wenig transparenter ausfallen, Längen in dem ein oder anderen Song beseitigt und so gute Riffs wie beispielsweise die im starken Opener verwendeten vermehrt zum Einsatz gebracht werden.
Nun, Beaker hat sich für diese Erkenntnis mutig geopfert (…worden)… alleine das rechtfertigt schon, dass man ein Ohr riskiert!

28.01.2006
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