Vier Jahre haben die Italiener von MALNÀTT gebraucht, um ihr fünftes Album auf die Beine zu stellen. Das ist für die Verhältnisse der ansonsten dauerhaft ganz produktiven Truppe relativ lange. Ein Blick auf die Diskographie verrät: Kein Wunder, immerhin ist bis auf den Sänger die komplette Band seit dem Vorgänger „La Voce Dei Morti“ ausgewechselt worden. Das will erstmal verwunden werden.
Und, schau an, MALNÀTT hauen mit „Principia Discordia“ mal eben das vermutlich interessanteste und schlicht auch reifste und beste Album ihrer auch schon über ein Dutzend Jahre andauernder Karriere raus. Basierend auf knackigem nordischen Midtempo-Black Metal baut die Band neun Songs, die stilistisch irgendwo zwischen neueren SATYRICON („Il Canto dell’Odio“) und den letzten drei ENSLAVED-Alben („L’Amor Sen Va“, „Ho Sceso Dandoti il Braccio“) liegen. Dabei gehen die Bolognenser sowohl bangkompatibel-düster („Iper Pagano“ oder das hymnische „Don Matteo“) als auch durchaus vertrackt und anspruchsvoll vor. Sogar der Keyboardeinsatz, dezent und die Atmosphäre steigernd, ist vorbildlich. Vereinzelte Verschnaufpausen, in denen Akustikgitarren und Chöre zum Einsatz kommen, sind geschickt in den Verlauf der Stücke eingebunden und keinesfalls kitschig („Ave Discordia“, das ein wenig bei ISENGARD spickt). Spannend ist, wie „Principia Discordia“ im Verlauf seiner angenehmen Spielzeit von 50 Minuten gleichzeitig eingängiger und intensiver wird und dann in dem wirklich tollen „Ulver Nostalgia“ gipfelt. Das ist sicherlich nicht die Regel.
Auch die instrumentale Darbietung ist überraschend und absolut auf internationalem Niveau, und zwar vom akzentuierten, sehr energischen Schlagzeugspiel über die sehr effektiv eingesetzten Gitarren bis zum variablen Gesang, der übrigens vollständig italienische Texte darbietet. Das ist zunächst noch ungewohnt, entfaltet aber mit der Zeit eine morbide, charmante Stimmung, die die schon absolut gelungene Stimmung der Musik unterstreicht.
Warum es dann für MALNÀTT nicht für höhere Weihen reicht? Einfach, weil sie zwar viele sehr gelungene Einflüsse verarbeiten und sich in ihrer Musik hervorragend auskennen, aber wenig Eigenes repräsentieren. Daran mangelt es „Principia Discordia“ sehr. Leider ist, trotz – oder vielleicht wegen – der durchgehend überdurchschnittlichen Qualität der Stücke auch einfach kein Übersong dabei. Damit kratzt die Platte heftig an der Kaufempfehlung. Reinhören sollte man als Fan anspruchsvollen und stiloffenen Black Metals unbedingt trotzdem.
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