Es gibt Dinge, die sind einfach befremdlich. Ein Black-Metal-Album „Happy Days“ nennen zum Beispiel, oder auch das Verwenden von Akkordeons in eben dieser Abteilung. Wenn man das Ganze dann auch noch mit Texten im Bologneser (!) Dialekt unterlegt und famose Titel wie beispielsweise „Malleus Male Fica Rum“ („Mallet Of Evil Cunt Rum“) oder „Un Minuto Di Assenzio“ („One Minute Of Absynth“) für die Stücke wählt, KANN es ja eigentlich nur lustig werden. Der Promozettel setzt dem ganzen noch ein Krönchen auf und kommt mit der Genrebezeichnung „Epic Pagan Black Metal“ um die Ecke. Spätestens jetzt kratze ich mir aufgrund dieser Kuriosa unwillkürlich den Kopf und frage mich: „Was zur Hölle geht hier eigentlich vor sich!?“.
Aber genau das ist wohl die Absicht der Italiener MALNÀTT (Der Name heißt übrigens so viel wie „dreckig“), in denen eindeutig mehr steckt als man aufgrund der oben genannten Skurilitäten erwarten könnte. Geliefert wird hier eine ordentliche Portion Black Metal, der mit Folk-Melodien, durchaus stattlichen Keyboardklängen und einer abstrusen, aber stimmigen Mischung aus Akkordeon, Tamburin und weiteren extravaganten Raffinessen wie einer irischen Rahmentrommel durch die Boxen fegt. Schon der Opener „Pornokrator – Inno Della Gioventu Malnetta“ („[…] – Anthem Of Malnàtt Jugend“) trumpft mit einem Bläserensemble auf und offenbart obendrein, dass die italienische Sprache extrem böse und räudig klingen kann – Sänger Porz erinnert teilweise angenehm an den werten Herren Stokland von KHOLD und verströmt trotz der Sprache von „Mama Miracoli“ eine unglaublich nordische Kälte.
Gekonnt spielen die fünf Mannen mit den unterschiedlichsten Gestaltungsmitteln und flechten dabei auch gerne mal jazzige Arrangements mit extrem verzerrtem Geflüster („Un Minuto Di Assenzio“) oder theatralischen Frauengesang in ihr musikalisches Schaffen ein. Letzterer kommt eindrucksvoll in „Eretico Ermetico Ermeneutico“ („Heretic Hermetic Hermeneutic“) zum Einsatz und mausert sich zusammen mit sanften akustischen Gitarren zu einer sehr gefühlvollen und packenden Komposition. Abwechslung und Individualität schreiben MALNÀTT in großen Lettern und so findet sich auf „Happy Days“ von pagan-klassischen Mitgröhloden bis hin zu empfindsamen Vertonungen mit akustischen Einsprengseln fast alles, was sich das heidnische Herz wünschen kann.
Ab und an sind die musikalischen Experimente jedoch ein klein wenig zu wirr, einzelne Keyboardmelodien penetrant oder die Songstrukturen zu vorhersehbar, aber auch diese kleineren Defizite können den positiven Gesamteindruck nur bedingt schmälern.
Spitzzüngig, eigen und dynamisch zeigt das sonnenverwöhnte Italo-Quintett, wie man ordentliche nordische Musik macht und muss sich dabei alles andere als vor den skandinavischen Kollegen verstecken. Aggressivität, Heiterkeit, Emotionalität – unbekümmert wird hier alles in einen Topf geworfen und das entstehende Potpourri klingt auch noch erstaunlich gut. Wer also Bock auf gestalterisch anspruchsvollen folkloristischen Black Metal hat und sich auch durch eine große Portion Sarkasmus im lyrischen Bereich nicht die Freude an der Musik nehmen lässt, dem sei geraten sich mal näher mit diesem Werk auseinanderzusetzen. Viva la Bologna!
Also mich hat das neue Album von Malnatt nicht sehr überzeugt. Die Folkelemente sind nur in Form von ätzend klingenden Trompetenmelodien vorhanden und das (glücklicherweise) nicht sehr häufig. Sonst sind die Songs sehr einfach gestrickt, klingen monoton, langweilig und sind recht unspektakulär. Was man Malnatt aber positiv anerkennen muss, ist dass sie wenigstens versuchen etwas Abwechslung in die Songs zu bringen. So taucht im zweiten Song "Eretico Ermetico Ermeneutico" Frauengesang auf, jedoch klingt auch dieser etwas gewöhnungsbedürftig. "Montezuma" und "Pornokrator" haben dann aber doch etwas mehr Hitpotenzial, als der Rest. Die Songs sind zwar größten Teils unter dem Durchschnitt, aber der Gesang, besser gesagt das heisere Gekeife gefällt mir sehr gut. Musikalisch kann man die Songs im Melodic Dark Metal ansiedeln, aber der Gesang ist eindeutig Black Metal. Unter dem Strich heißt das: Langweilige Songs, die aber wegen des guten Kreischgesanges doch an der einen oder anderen Stelle überzeugen können. Eine Kaufempfelung möchte ich an dieser Stelle aber trotzdem nicht aussprechen.