Malleus (UK) - Your Nightmare Calls

Review

Die Plattenfirma GoldenCore Records hat mal wieder metallische Archäologie betrieben und eine sehr ungewöhnliche Band aus dem tiefen Underground rausgebuddelt. Alleine schon die Geschichte – Bassist Andro Coulton kehrte 1980 WITCHFYNDE nach einem Album und zwei Singles den Rücken, um gemeinsam mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau Shaz, MALLEUS zu gründen. Einige Stücke wurden damals aufgenommen, ehe man sich 1984 wieder trennte. 2016 erfolgte die erneute Aktivierung der Band und nun liegt in Form von „Your Nightmare Calls“ das Debütalbum vor – 40 Jahre nach der ursprünglichen Bandgründung.

„Your Nightmare Calls“ – das Debütalbum von MALLEUS 40 Jahre nach Bandgründung

MALLEUS laufen komplett am Zeitgeist vorbei und sind fast schon ein Unikat. Stilistisch irgendwo zwischen ungeschliffenem, kompromisslosem Kauz Rock, Proto Metal, NWOBHM und Doom Metal, extrem basisch, authentisch und grundehrlich produziert mit tief wummernder Gitarre und Bass. Absolute Nische also, dazu noch extrem polarisierend, typisch GoldenCore Records. Es gibt treibend räudige Garagenrock-Nummern wie „Anthem For The Damned“, das stark in Richtung THE STOOGES geht ebenso wie tiefe, kauzige Psychedelic Doom-Stücke wie „Hellhound“, das an SAINT VITUS und PENTAGRAM erinnert. Nach vorne gehend und sehr eingängig. Zu entdecken gibt es so einiges – da wäre das Kehrversriff in „White Noise“, welches im Groove stark an „Come Together“ von den BEATLES erinnert, ansonsten hat das Stück doch auch einiges von frühen CIRITH UNGOL. „Dark Dreams“ ist eine dunkel-doomige Verneigung an BLACK SABBATH und SAINT VITUS, mit eingängigem Refrain, der Gesang erinnert hier immer wieder an Scott Reagers. Auch „Hell’s Fire“ ist eine tonnenschwere, stoische Doom-Walze, während das schrammelnde „This Town Tonight“ sehr ruppig, punkig und flott gehalten ist und was von HAWKIND hat. Der Gesang ist meist eher schrullig-eigenwillig, passt dadurch natürlich perfekt in das krude kauzige, urig unverfälschte bis primitive Klangbild. Leider sind einige Songs aufgrund ihrer Gleichförmigkeit recht langweilig geraten. Die Besonderheit bei MALLEUS ist der unkonventionelle Einsatz der Bassgitarre, deren Sound mittels intensiver Nutzung eines Octavers in ein chorisches Klangambiente verfremdet wird und damit die Leadfunktion übernimmt, das ist mal wirklich originell. Als Bonusmaterial enthält das Album noch einige Stücke von 1984.

Nur für extreme Kauz-Fans geeignet

„Your Nightmare Calls“ ist musikalisch so speziell und eigensinnig, dazu noch entsprechend ungeschliffen verwaschen produziert, dass MALLEUS wirklich nur für extreme Kauz-Fans geeignet ist. Im wahrsten Sinne des Wortes ein Album voller Ecken und Kanten.

18.08.2020

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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