Mit einem kurzen Sample-Intro beginnt es, dann geht es mit dem Opener „Des Daseins Last“ (ja, inklusive des Paganisten Genitiv) direkt in die Vollen, die dort zunächst, mit dem ersten Riff, einmal an skandinavischen Black Metal erinnern – und das, obwohl „Denn nun weint der Himmel“ als Post-Black-Metal angekündigt war und der Titel des Albums auch erst andere Erwartungen in mir geweckt hat … und tatsächlich: Es ist nur das erste Riff (und im Verlaufe des Albums noch ein paar weitere), das wirklich skandinavisch anmutet, bereits im Opener packt das deutsche Ein-Mann-Projekt MALFORMATION OF REALITY die volle Breitseite „Post“ aus. Das anschließende „Narzissen auf Marmor“ geht dann sogar noch ein Stück weiter und fängt sehr, sehr ruhig an, bleibt die größte Zeit im Midtempo, bevor es erst gegen Ende wieder ein paar klassischere Black-Metal-Leads auspackt. Das ist dann auch die Marschrichtung, die das Album im Groben und Ganzen einschlägt: Klassischer Black Metal wechselt sich mit langsameren, melodischeren, eben postigeren Teilen ab, Wut und Depression mit Nachdenklichkeit und Introvertiertheit.
Und vor allem: gar nicht so schlechte Momente mit peinlichem Kitsch und dem Gefühl, hier habe man mehr gewollt als gekonnt. Ja, die Black-Metal-lastigeren Teile, die gerne an zum Beispiel FARSOT erinnern, können hier und da durchaus überzeugen, wenngleich Eigenständigkeit auch was anderes ist. Doch leicht macht es einem der Kopf hinter MALFORMATION OF REALITY trotzdem nicht, wenn er nach jedem (okay, fair bleiben, jedem zweiten) guten Moment erstmal einen vor Naivität strotzenden und vor Pathos triefenden Part einbaut. (Man höre zum Beispiel den Titelsong.) Doch damit nicht genug: Oft genug ist das Material auf „Denn nun weint der Himmel“ nicht einmal sonderlich gut oder schlecht, sondern einfach – langweilig. Es gehört eben auch anno 2013 noch ein bisschen mehr zu einem Black-Metal-Album (auch bzw. gerade, wenn das Präfix „Post-“ mitgeliefert wird), als die üblichen Schemata abzuarbeiten und immer wieder das „Post-“ einzubauen, das den Hörer im Falle von MALFORMATION OF REALITY jetzt auch nicht vor Genialität auf die Knie fallen lässt.
Natürlich ist da hin und wieder ein Treffer bei – „Narzissen auf Marmor“ kann im Mittelteil ein bisschen Flair aufbauen und erinnert in seinen besten Momenten an jüngere AGRYPNIE-Platten, „Zyklus“ hat immerhin ein paar hübsche Melodien inklusive Melodic-Death-Anleihen zu bieten, „Lilientraum“ ist ein bisschen sehr DORNENREICH-lastig, ist aber kein reiner Klon und macht seine Sache anständig … aber dann gibt es eben mit „Reminiszenz“ auch einen Totalausfall (der Peinlichkeitsgrad erinnert an so manches SAMSAS-TRAUM-Verbrechen), „Perfektion“ ist nicht sooooo viel besser (wenn auch nicht sooooo schlimm wie „Reminiszenz“).
Unter dem Strich ist „Denn nun weint der Himmel“ also ein Album, das sich locker-flockig in den Untiefen der deutschen Black-Metal-Landschaft und ihrer artverwandten Ableger umhertreibt, dabei aber nur in seltenen Momenten deren Qualitäten erreicht und, schlimmer noch, teilweise deren schlimmste Auswüchse nachzustellen versucht. Ja, gänzlich mies ist das nicht, zumal es sauber produziert und mit professioneller Ausstrahlung daherkommt, aber … na ja, um es freundlich auszudrücken, wirklich toll ist „Denn nun weint der Himmel“ auch nicht.
Kommentare
Sag Deine Meinung!