Für jemanden wie mich, der musikalisch zu einem erheblichen Teil in der Vergangenheit lebt, ist eine Band wie die französischen MALEVOLENTIA eine ziemliche Offenbarung. Ungeniert schwelgt die Truppe auf ihrem zweiten Album „Ex Oblivion“ nämlich im symphonisch-melodischen Black Metal der Mittneunziger, den es heute gar nicht mehr gibt. Das ist genau das, was ich über alles liebe.
An die beiden Größen dieser Musik, EMPEROR und LIMBONIC ART, kommen MALEVOLENTIA zwar nicht heran, allerdings sind sie stilistisch auch nicht ganz vergleichbar. Die Franzosen agieren durchaus als Band des 21. Jahrhunderts und nehmen auch modernere Einflüsse auf, die sich in rhythmisch etwas vertrackteren Strukturen und – vornehmlich im Gesang – Querverweisen zum Depressive Black Metal ausdrücken. Die musikalische Grundanlage ist allerdings die gleiche: Sehr schnell, dynamisch, flirrend, breitwandig, verhallt und episch sind die Gitarren, vor allem die Leadgitarren machen eine Menge her. Neben knallharten Blasts beherrscht Drummer Thÿr auch seine beiden Bassdrum-Pedals mit Bravour und schiebt aus dem Hintergrund jeden Song mit viel Kraft an. Die Keyboards spielen natürlich eine elementare Rolle, und das nicht nur in den orchestralen Zwischenstücken, die sehr in Richtung Filmmusik tendieren. Vor allem in den Songs sind sie (und die hübsch eingesetzten weiblichen Opernvocals) das Salz in der Suppe. An den besten Stellen erinnert das deutlich an die letzten SEPTIC FLESH-Alben, manchmal auch an die erste SIRIUS. An die Griechen erinnert vor allem das Bemühen um eine bedrohlich-düstere, mystisch Atmosphäre, die auch das – übrigens ganz großartige – Cover ausdrückt.
Wie SEPTIC FLESH haben allerdings auch MALEVOLENTIA das Problem, dass ihre Songs zwar technisch großartig, überlegt arrangiert, anspruchsvoll umgesetzt und insgesamt überzeugend sind, aber im Vergleich zu den norwegischen Größen etwas emotionslos und befremdlich wirken. Die Texte in französischer Sprache spielen dabei nur eine geringe Rolle. Ich würde eher das vor allem gegen Ende auffällige Fehlen von wirklich packenden Melodien und Riffs dafür verantwortlich machen – auch wenn man deutlich hört, dass die Band immer kurz davor ist, den ganz großen Griff zu machen. Am besten gelingt das dann, wenn die Franzosen keine schrägen Experimente machen und einfach straight nach vorne knüppeln. Auch wenn “Ex Oblivion“ somit nicht an die großen Vorbilder heranreicht – es ist trotzdem ein unbestreitbar gutes Album.
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