MALEVOLENCE bieten mit „Self Supremacy“ ein auffällig vielfältiges Album feil. Fans von rasanten Passagen und geschickt arrangierten Höhepunkten, die den Blutdruck so richtig auf 180 bringen, werden sich mit dem Sound Richtung LAMB OF GOD schnell anfreunden können. Zur Profilerweiterung gibt es eine derbe Kante Hardcore der Marke HATEBREED und Beatdown- Einflüsse, wie man sie zum Beispiel von NASTY kennt. Als Bonus hätten die Herren sogar doomige Momente im Sinne von CROWBAR und Spuren von Death Metal im Sortiment – alles unklar soweit? Was nach einer wirren Mischung mit Hang zur Übertreibung klingt, geht dank der starken Mannschaft von 11 Songs überraschend gut auf. Und bevor die Trveheimer „mag ich nicht“ mosern können, sind sie schon mit im Boot.
MALEVOVENCE haben ordentlich Thrash und Blues im Beifang
MALEVOLENCE sind eine dieser Bands, die man im anstehenden Festivalsommer gerne mittags bei 40 Grad im Schatten auf die Bühne stellen und trotzdem auf Stimmung hoffen darf. Wobei das angesichts von Leistung und Qualität schon wieder fies wäre, aber jeder fängt halt mal klein an. Wenn die Gitarren braten und fast unbemerkt mitsingen, wie in „True Colours“, fischen die Herren ganz ungeniert nach Sympathisanten sogar fernab ihrer eigentlichen Zielgruppe.
Dass „Self Supremacy“ als Referenz die Namen den oben genannter Topseller in den Raum wirft, ist in erster Linie den Gitarristen Konan Hall und Josh Baines zuzuschreiben. Man merkt MALEVOLENCE die geringe Erfahrung generell nicht an, aber die Leistung des Saiten-Duos sticht heraus. Auch die Kirk-Windstein-Momente hieven MALEVOLENCE aus dem üblichen Hardcore-Schmodder und auch der Einstieg von „Low Life“ klingt eher nach einem gut aufgelegten SLASH auf Speed.
Sänger Alex legt eine beachtliche Stimmvariation an den Tag und MALEVOLENCE haben seltsamerweise auch noch den Blues im Blut. Es geht eben nicht nur stumpf nach vorne. Zackige Melodiebögen fliegen in kurzen Abständen durch die Luft und werden aufgefangen von tighten Two-Step-Passagen oder thrashigem Doublebass-Alarm. Zwischendurch darf sich heftig und wild ausgeschüttelt werden und ob es sich in den Momenten dann schon um Beatdown oder noch um Death Metal handelt, ist auch nicht mehr so ganz eindeutig definierbar und auch schon wumpe. „Self Supremacy“ überrascht also mit einigen handwerklichen Feinheiten, die Band ist beeindruckend gut eingespielt, agiert überlegt und kreativ miteinander.
Mitnichten so eindimensional wie man denkt
Dass die Eindrücke zahlreich und die Songs komplex sind, wirkt sich allerdings erstmal negativ auf die Spielzeit von über 48 Minuten aus. Töne, Beats, Breakdowns und galoppierende Attacken sind in dieser Fülle äußerst schwer verdaulich. Es dauert also, bis sich einzelne Strukturen festgesetzt haben, dafür sitzen die dann aber umso tiefer. Marginale Abzüge gibt es auch für das Auslaufen lassen von Songs wie „Spineless“ – soviel Mühe für das Songwriting und dann keine Puste mehr für das Ende? Außerdem fehlt noch der eine Hit, der MALEVOLENCE in die Köpfe der Leute bringt. Der ist auf „Self Supremacy“ leider noch nicht enthalten, aber immerhin sind wir erst bei Album Nummer 2 und Luft nach oben ist immer.
Das hier viele Posercore Bands Bestbewertungen kriegen und Malevolence dann „nur“ eine 8, verstehe ich nicht so ganz aber seis drum.
Das Album hat alles was man erwartet und ist die perfekte Mischung aus Metal und Hardcore, ohne Metalcore zu sein.
Sowohl Metal-Fans als auch HC-Hörer (die es eh hören werden) sollten reinhören.