Malefice - Dawn Of Reprisal

Review

Netter Metalcore der Marke LAMB OF GOD, ohne jedoch so mitreißend zu sein, dafür etwas melodischer. So in etwa lässt sich das Album „Dawn Of Reprisal“ der britischen Band MALEFICE zusammenfassen. Überhaupt scheinen sich die fünf Jungs sehr gerne Inspirationen von anderen Bands zu holen. In einem Interview sagte der Sänger Dale, dass die Ausrichtung der Songs davon abhängt, was die Band im Moment hört. Demnach hat sich MALEFICE in der Entstehungsphase von „Dawn Of Reprisal“ LAMB OF GOD und GOD FORBID reingepfiffen. Das wird besonders im Opener „The Midas Effect“ deutlich: Ein verspieltes Metalcore-Riff à la GOD FORBID läutet den Song ein, während in der Strophe die Gitarren in LAMB OF GOD-Manier losbrettern. Die Parallelen sind wirklich frappierend. Wenigstens stecken in den Noten ordentlich Power, wobei der zündende Funke noch fehlt.

Im Gedächtnis bleiben eigentlich nur zwei Songs: „End Of Days“ und „Hatred Justified“. „End Of Days“ klingt anfangs nach typischem Metalcore, verändert sich im Refrain zu Melodic Death Metal nach Schwedenart mit elegischem Klargesang. Erwähnenswert ist noch die sehr feine Tapping-Bridge. „Hatred Justified“ rödelt zu Beginn noch wie wild durch die Heide, wartet dann im Refrain mit Klargesang auf, ohne kitschig zu wirken. Außerdem hat der Song noch einen guten Instrumental-Part und ein feines Thrash-Solo zu bieten. Die restlichen Songs pendeln zwischen Metalcore-Standard und Thrash Metal hin und her.

Es sei die Frage gestattet, wo das Besondere bleibt, das MALEFICE von den oben genannten Bands unterscheidet. Nur weil man verschiedene Stile zusammenschüttet und sich an dem Gebräu nicht verschluckt, ist das noch lange nichts Besonderes. Viele Elemente in den Songs wie Tempowechsel und ähnliches lassen die Songs abwechslungsreich erscheinen. Die verspielten Metalcore-Elemente werden von anderen Metal-Stilen und cleveren Hintergrundarrangements ergänzt, die dem Sound von MALEFICE die Naivität nehmen. Manchmal übertreiben es die Jungs aber auch, so dass die Eingängigkeit auf der Strecke bleibt.

Kollege Jens hat über den Vorgänger „Entities“ geschrieben: „Nichts desto trotz ist MALEFICE mit „Entities“ ein sehr guter, fett produzierter Einstieg gelungen. Für Freunde von CHIMAIRA und GOD FORBID könnte dieses Album sogar eine Offenbarung sein.“

Das sollte aktuell ziemlich schwierig für MALEFICE werden, haben die Vorbilder GOD FORBID oder LAMB OF GOD doch gerade bärenstarke Alben auf den Markt geworfen. Ich musste wirklich mit mir kämpfen, ob ich der Platte sechs oder sieben Punkte geben soll. Doch die zwei Songs mit überzeugenden Elementen können nicht über die Masse der eher belangloseren Lieder hinwegtäuschen. Beinharte Metalcore-Fans könnten MALEFICE jedoch eine Chance geben, schließlich ist die Produktion der Platte hervorragend und die Jungs rattern ihr Repertoire professionell herunter, ohne sich mit dem alten Schema „harte Strophe, sanfter Refrain“ dem Mainstream anzubiedern.

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27.02.2009

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